Inhalt
- Begriff
- Weltbild
- Historischer Hintergrund
- Die Barockdichtung
- Reform der deutschen Dichtung
- Motive der Barockdichtung
- Lyrik im Barock
- Figurengedichte
- Liebeslyrik
- Die Sonettdichtung des Andreas Gryphius
- Kirchenlied
- Epigramme
- Lyrik im Spätbarock – Hoffmannswaldau
- Wandel in der Barocklyrik
- Das Theater im Barock
- Das Jesuitendrama
- Deutsches Kunstdrama
- Schuldrama
- Oper
- Komödie
- Die Prosa im Barock
- Der Barockroman
- Der höfisch-historische Roman
- Der Schäferroman
- Der Niedere Roman
- Der Barockroman
- Literarische Formen
- Vertreter
- Werke
- Zusammenfassung
- Inhaltliche Merkmale
- Hauptvertreter und Werke
- Formale Merkmale
Begriff
Das Wort Barock kommt vom Portugiesischen „barroca“ und bedeutet „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde daher zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch.
Weltbild
Das Weltbild des Barock war geprägt von der Antithetik in allen Lebensbereichen, zerrissenen Lebensgefühlen, Vergänglichkeitsbewusstsein, Todesangst durch den Dreißigjährigen Krieg, mystisch-religiöse Schwärmerei und fanatischen Glauben.
Historischer Hintergrund
Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam dabei um. Doch waren nicht nur hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen Städten.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus, bei dem sich Territorien neue Befugnisse verschafften. Die Einflussnahme des Staates griff auf alle Lebensbereiche, wie Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Kirche und machte klare Vorgaben. Das Leben an den absolutistischen Fürstenhöfen hatte den französischen Absolutismus in Versailles zum Vorbild. Luxuriöse Bauten wurden errichtet und ein verschwenderisches Leben geführt.
Im 17. Jahrhundert prägten nicht nur äußere Einflüsse das Deutsche Reich nachhaltig, sondern auch innere Konflikte. Auf dem Lande brachen Bauernaufstände und Bauernkriege aus, in den Städten kam es zu sozialen Unruhen: die Juden- und Hexenverfolgungen wurden weit ausgebreitet.
Die Barockdichtung
Reform der deutschen Dichtung
Während in der Renaissance die Dichtungen noch vorwiegend in Lateinisch geschrieben worden waren, so wurden sie im Barock allmählich von der deutschen Sprache abgelöst.
Für die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften für Verse und Textverfassungen für beinahe alle Gattungen Sie war eine Regelpoetik: „Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zue nehmen.“ (Kapitel 7). Opitz‘ Intention war es, eine Anleitung für regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten. Opitz ging dabei deduktiv vor. Am bedeutendsten ist der Abschnitt, welcher die metrischen Vorschriften für Sonette, Epigramme und Lieder erläutert. Zum Beispiel sollte der Alexandriner nur in Sonetten und Epigrammen verwendet werden. Martin Opitz lehnte in seiner Poetik das silbenzählende (quantitierende) Versprinzip der antiken griechischen und lateinischen Dichtungen ab, und setzte sich für die Verwendung des alternierenden Versprinzips (Jambus und Trochäus) ein, das der deutschen Sprache am besten entspreche. Für Opitz war die Einteilung der Inhalte an Genres gebunden, d.h. bestimmte Genres eigneten sich für die Darstellung bestimmter Inhalte. Da für Opitz die Poesie an den Vers gebunden war, erklärt dies auch, warum Prosaformen, wie der Roman, fehlen. Opitz stellte eine Hierarchie der Gattungen auf, bei der an erster Stelle das Epos als höchste Form der Dichtung stand, gefolgt vom Drama an zweiter Stelle und der Lyrik an letzter Stelle. Lyrik war für Opitz weniger heroisch als Epos und Drama, und zeichnete sich durch ihre Kürze gegenüber der Länge beim Epos aus. Lyrik wurde von Opitz jedoch nicht als Gattungsbegriff, sondern als Genrebezeichnung gebraucht.
Die Barockdichter hielten sich auch meist an die Vorgaben, denn der barocke Leser erwartete von ihm, dass das Werk einer bestimmten Gattung den Vorgaben entsprach. Nur selten wurden bestimmte Vorgaben ein wenig abgeändert. Die Dichtungen des Barock sind daher keine Erlebnisdichtungen, da Formen als auch Themen vorgegeben wurden.
Die deutsche Sprache setzte sich überall in der Dichtung durch. Doch die politische und religiöse Trennung des Reiches führte dazu, dass es auch bald in der Literatur und im kulturellen Leben zu einer Spaltung kam: viele katholische Dichter kannten die protestantische Literaturreform nicht an und so wurden in katholischen Gebieten weiterhin hauptsächlich lateinische Dichtungen niedergeschrieben.
Motive der Barockdichtung
Antithetik:
Diesseits
Ewigkeit
Schein
Spiel
Lebensgier
Aufbau
Blüte
carpe diem
Erotik, Wollust
Wohlstand
Gesundheit
Jenseits
Zeit
Sein
Ernst
Todesbewusstsein
Zerstörung
Verfall
in memento mori
Tugend, Askese
Armut
Krankheit
Die starken Gegensätze und Spannungen ließen ein Vergänglichkeitsbewusstsein aufkommen, das sogenannte Vanitas-Motiv. Dieses führte in vielen barocken Werken zur Hinwendung zu Gott oder zur Weltflucht.
Lyrik im Barock
In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschendsten Formen. Beliebt waren auch die Figurengedichte. Mit seinen Oden und Gesängen (1618/19) schuf Georg Weckherlin den Beginn einer neuhochdeutschen lyrischen Kunstdichtung.
Figurengedichte
Kreuzgedicht – Catharina Regina von Greiffenberg
Seht der könig könig hängen!
und uns all mitt blutt besprängen
auss der dörner wunden bronnen
ist All unsser heyl geronnen
seine augen schliest Er sacht!
und den Himmel uns aufmacht
Seht Er Streket Seine Hend auss uns freundlichst Zuentfangen!
Hatt an sein Liebheisses Herz uns zu drüken brünst verlangen!
Ja Er neigt sein liebstes haubt uns begihrlichest zu küssen
All Sein Sinn gebärd und werk seyn zu unser Heyl geflissen!
Seiner seitten offen stehen
Macht seyn güttig Herze sehen!
Wann Wir schauen mitt den Sinnen
Sehen Wir uns selbst darinnen!
So Viel striemen so Viel Wunden
Alss an seinen leib gefunden
So Viel Sieg und Segen kwellen
Wollt‘ er unser seel bestellen,
Zwischen Himel und der Erden
wollt‘ Er auf geopfert werden
Dass Er gott und uns verglihen
uns Zu sterken Er Verblihen
Ja sein sterben hatt das Leben
Mir und Aller Weltt gegeben!
Jesu‘ Christ dein Tod und schmerzen
Leb‘ und schweb‘ mir stett im Herzen!
Todten-Bahre – Johann Christoph Männling
Mein Wanderer steh still allhier /
Es liegt der Jugend-Glanz und Zier /
Auf dieser schwarzen Todtes-Baare /
Das Leich-Tuch deckt die muntren Jahre /
Jedoch der Nach-Klang / rufft noch aus:
Hier ist der Ruh ihr sichres Hauß /
Dahin der Seelige den matten Leib verstecket /
Biß einsten Sand und Grauß /
Wird durch den Lebens-Geist des Höchsten stehn erwecket /
Da wird der Tod / Gleich Phoenix Bruth /
Und sein Geboth / In frischem Muth /
Wie Erzß zergehn / Ißt bleibt der Ruhm /
Er aber stehn / Sein Eigen-Thum
Liebeslyrik
Der herausragendste Liebeslyriker war Paul Fleming. Seine Liebesgedichte hatten die Schönheit der Liebe, deren Wesen und Wirkung zum Thema. Formal richteten sie sich jedoch streng nach den von Martin Opitz vorgegebenen Normen und Stilen. Die Formen der Liebeslyrik waren entweder Sonett oder Lied/Ode. Im Sonett konnte die Antithetik gut umgesetzt werden, doch wurden auch volksliednahe Lieder und Oden geschrieben, die sich einem größeren Gesellschaftskreis durchsetzen konnten.
Die Sonettdichtung des Andreas Gryphius
Im Mittelpunkt des Werkes von Andreas Gryphius stehen Vergänglichkeit (Vanitas) und Leid der Welt. Auch seine Gedichte richten sich nach den Normen von Martin Opitz. Gryphius‘ bekanntestes Sonett ist Thränen des Vaterlandes Anno 1636, in welchem er den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die Qualen und Plagen der Menschen beschreibt. Die Leiden und Vergänglichkeit des Menschen werden in seinem Sonett Menschliches Elende besonders deutlich. Mit grotesken Worten beschreibt er darin den Zustand des Menschen und der Gesellschaft. In seinen scheinbaren Naturgedichten entpuppen sich die Naturgegenstände als Metaphern, die erst erschlossen werden müssen, so auch in seinem Sonett An die Welt.
Kirchenlied
Beim Kirchenlied unterscheidet man zwischen dem Protestantischen und dem Katholischen Kirchenlied. Der berühmteste Vertreter des protestantischen Kirchenliedes war Paul Gerhardt (z.B. Abendlied). Er setzte, auch wie andere Dichter, Evangelien und Passionen in Verse um.
Das Katholische Kirchenlied ähnelte mehr dem deutschen Volkslied. Ein bedeutender Vertreter dieser Gattung war Friedrich Spee. Auch einige katholische Lieder waren Übersetzungen lateinischer Texte. Die v.a. süddeutschen katholischen Lieddichter lehnten die Neuerungen der Protestanten ab, und behielten größtenteils ihre alten Formen bei.
Epigramme
Zu den wichtigsten Epigrammdichtern des Barock gehört Friedrich von Logau. Jedoch sind ein Teil der von ihm stammenden Epigramme Übersetzungen Lateinischer und er hielt sich nicht streng an die Vorgaben der Opitzschen Poeterey. Logaus Epigramme erschienen 1654 unter dem Titel Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend. Die Sammlung enthält aber etwa 500 Gedichte mehr, als ihr Titel angibt.
Lyrik im Spätbarock – Hoffmannswaldau
Der herausragendste Vertreter der spätbarocken Lyrik war zweifelsohne Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Sein Werk übte eine aufklärerische Kritik und stellte somit einen Gegensatz zur den vorigen Lyrikern dar. Die Leser wurden so in Verblüffung und Verwunderung versetzt. Hoffmannswaldau verwendete auch gerne Sinn- und Wortspiele, die Concetti. Bekannt wurde Hoffmannswaldau auch durch seine erotischen Dichtungen, die von den Grundthemen „Carpe diem“ (Nutze den Tag) und „Memento mori“ (Gedenke zu sterben) durchzogen waren; Vergänglichkeit der Schönheit ist eines der bekanntesten davon.
Wandel in der Barocklyrik
Gegen Ende des Barocks kam es zu einem Wandel in der barocken Lyrik. Bezeichnend für diese Änderung steht Johann Christian Günther, dessen Werke teils autobiographische, teils schon aufklärerische Züge zeigten. Er stellt in der Lyrik somit das Bindeglied zwischen Barock und Aufklärung dar.
Das Theater im Barock
Das Theater im Barock wurde von den meisten Dramaturgen als Welttheater angesehen, ausgehend davon, dass „die Welt ein Theater ist“. Allerdings konnten die deutschen Theaterdichter den Europäischen, wie Shakespeare, Molière, Corneille oder Monteverdi, kaum etwas entgegensetzen, da es in Deutschland kein Nationaltheater gab. Zum Theater des Barock in Deutschland zählten daher nur Laienspiel, Wandertheater, Ordensdramen, Schultheater, Hoftheater und die Oper. Eine der wichtigsten Neuerungen im deutschen Theater war, dass die Frauenrollen nicht mehr von den Männern gespielt wurden. Die Ständeklausel blieb im Barock fest bestehen: die Tragödie handle von hochgestellten, adligen Personen; die Komödie handle von niederen Menschen.
Das Jesuitendrama
Das Jesuitendrama ist ein katholisches Drama, welches nach dem Jesuitenorden benannt wurde. Die Jesuiten waren Anhänger der Gegenreformation. Deutlich wird dies schon in der Sprache, in welcher sie die Dramen verfassten: Lateinisch. Die Grundthemen der Jesuitendramen sind die Suche nach dem wahrem Glauben und Kampf gegen die Ketzer. Der bedeutendste Jesuitendramaturg war Jakob Bidermann (z.B. Cenodoxus (1602)). Vor allem in seinen Dramen findet man die Abwendung von den humanistischen Idealen und die Zuwendung zum Individuum. Die wichtigsten Typen des Jesuitendramas sind Heiligen- und Märtyrerdrama.
Deutsches Kunstdrama
Die Entwicklung eines deutschen Kunstdramas ging von Martin Opitz aus, der an die Ständeklausel wieder erinnert: die Komödie handle von Menschen der unteren Schichten, die Tragödie von hohen Persönlichkeiten der oberen Schichten; und antike, humanistische Dramen, z.B. Sophokles, übersetzte. Andreas Gryphius schuf das erste Kunstdrama: Leo Armenius / Oder Fürsten-Mord. Dabei handelt es sich um ein Märtyrerdrama, in welchem Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen dem Märtyrer gegenüberstehen. Gryphius‘ bekanntestes Drama ist Catharina von Georgien, Oder Bewährte Beständigkeit. Nach Gryphius ist es Lohenstein, der zum wichtigsten Barockdramaturg avanciert. Das Thema des Dramas wechselt von Heiligen- und Märtyrerdrama zum heidnischen Drama. In Cleopatra von Lohenstein wird z.B. die Konfrontation der Römer mit den Afrikanern dargestellt. Lohensteins Werke sind auch durchstreift von politischen Auseinandersetzungen. Die verwendete Versform im Kunstdrama war der Alexandriner.
Schuldrama
Beim Schuldrama muss man eine Unterteilung vornehmen: zum einen wurden in Gymnasien Dramen von Lohenstein oder Gryphius aufgeführt, die mit ihren komplexen Texten und Versen nicht leicht verständlich waren; zum anderen gab es noch das Schuldrama im eigentlichen Sinne. Solche Dramen wurden eigens für die Schule geschrieben, um die Schüler in ihrer ethischen und religiösen Bildung zu fördern. Ein krasser Unterschied besteht im Schuldrama gegenüber anderen Theaterformen: die Ständeklausel verlor ihre Bedeutung, komische und tragische Elemente waren in einem Drama miteinander verbunden. Einer der wichtigsten Schuldramaturgen war Christian Weis.
Oper
Im Barock entstand aus dem Kunstdrama die Oper. Um 1600 wurde in Italien die erste Oper geschrieben. Sie war eine Zusammensetzung aus einem Kunstdrama und Musik. Die Rolle der Musik bei einer Aufführung eines Kunstdramas nahm weiterhin zu, bis die erste Oper entstand: Dafne von Octavio Rinuccini. Diese wurde von Martin Opitz und Heinrich Schütz übersetzt und nach etwa 30 Jahren nach Entstehung des italienischen Originals in Deutschland zum ersten Mal aufgeführt.
Komödie
Während die Tragödie von Protagonisten höherer Stände schildert, geht es in der Komödie um Menschen der niederen Stände. Der Hof stellt in der Tragödie den zentralen Ort der Handlung dar, in der Komödie aber verkörpert er die gesellschaftlichen Normen und steht somit im Gegensatz zu den sich fehlverhaltenden Personen der unteren Schichten. Der Widerspruch zwischen dem Fehlverhalten und der gesellschaftlichen Norm ist das Komische an sich. Die Funktion der Komödie ist die Belustigung der oberen Schichten und diese sehen darin eine Bestätigung ihrer Weltanschauung. Berühmte deutsche Komödien sind Horribilicribrifax und Peter Squentz von Andreas Gryphius.
Die Prosa im Barock
Die Prosa im Barock hatte eine Vielzahl an Formen: vorherrschend waren vor allem Reisebeschreibungen, Predigten, wissenschaftliche und journalistische Werke – also die nichtfiktionale Literatur – und daneben die bestehenden literarischen Gattungen wie Roman, Schwank, Satire, Sprüche und andere Erzählformen.
Der Barockroman
Der Barockroman unterteilt sich in drei wesentliche Gattungen: der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der niedere Roman, zu welchem der Schelmenroman (oder Pikaroroman) gehört.
Der höfisch-historische Roman
Eigene deutsche höfisch-historische Romane erschienen erst im Spätbarock. Im Frühbarock wurden viele europäische Romane ins Deutsche übersetzt. Höfisch-historische Romane wurden von höfischen oder hochangesehenen bürgerlichen Dichtern verfasst. Außerdem orientierten sich die Romane am absolutistischen Herrschaftsbild der Zeit. Auch historische Romane handeln von dem Wirken absolutistischer Fürsten. Der höfisch-historische Roman war kompliziert und verwirrend in seinem Aufbau, waren doch die sich überschneidenden Lebensgeschichten der handelnden Personen kaum noch zu Überblicken. Oft kam es vor, dass solch ein Roman auch einige Bände einnahm. Aus dem höfisch-historischen Roman entwickelte sich später der Galante Roman, der formal seinem Vorgänger noch sehr ähnelte, inhaltlich aber Liebesthemen in den Mittelpunkt rückte.
Der Schäferroman
Während sich der höfisch-historische Roman aus Übersetzungen europäischer Romane entwickelte, entstanden deutsche Schäferromane aus eigenständigen kleinen Romanen, deren Themen persönliche Liebeskonflikte waren. Nur selten wurden große Schäferromane verfasst. Ein berühmter Schäferroman ist Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie von Heinrich Arnold Stockfleth und Maria Katharina Stockfleth.
Der Niedere Roman
Der Niedere Roman unterscheidet sich sehr vom höfisch-historischen Roman. Die Hauptpersonen im Niederen Roman kommen aus den unteren Gesellschaftsschichten, beim höfisch-historischen Roman aus den oberen.
Im Schelmen- oder Pikaroroman stammte der Held aus niederen sozialen Verhältnissen. Die Welt wird von unten, aus einem niederen Stand, betrachtet; die Hauptpersonen sind meist Unterdrückte. Die meisten Schelmenromane bauen sich aus einer fiktiven Autobiographie auf, so auch im Simplicissimus von Grimmelshausen. Im Pikaroroman ist die rückblendende Erzählweise vorherrschend und steht damit in Kontrast zum höfisch-historischen Roman. Der Schelmenroman ist geprägt von satirischen Elementen und wendet sich dadurch von der klassizistischen Romanstruktur ab.
Eine weitere Gattung des Niederen Romans ist der Politische Roman. Dieser setzte sich erst im Spätbarock durch und trug lehrhafte und frühe aufklärerische Tendenzen. Politische Romane zielten auf Erfahrungssammlung und Selbsterkenntnis des Menschen in seiner Welt.
Auch Abenteuerromane gehörten dem Niederen Roman an. Der berühmteste deutsche Vertreter dieser Gattung ist Johann Gottfried Schnabel mit seinem Werk Insel Felsenburg, das dem Buch Robinson Crusoe von Daniel Defoe sehr ähnelt.
Literarische Formen
- Sonett:
Das Sonett ist eine Lyrikform bestehend aus 14 Zeilen. Diese lassen sich in zwei Quartette und in zwei Terzette unterteilen. Die Versform der Sonette ist der Alexandriner (6 Hebungen). Der wohl bekannteste Sonettdichter des Barock war Andreas Gryphius.
Beispiel: Thränen des Vaterlandes – Andreas Gryphius
Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.
———————————Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.
———————————Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.
———————————Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth /
Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen.
- Emblem:
Das Emblem setzt sich aus einem Bild und Text zusammen und ist in drei Teile untergliedert: die Überschrift, das Motto (inscriptio), das Bild (pictura) und die Bildunterschrift (subscriptio). - Epigramm:
Das Epigramm ist eine oft lustige literarische Kurzform, die in Versen geschrieben ist. Der bedeutendste Epigrammatiker war Angelus Silesius mit seinem Hauptwerk, dem Cherubinischen Wandersmann. - Jesuitendrama:
Das Jesuitendrama ist eine Theaterform des Jesuitenordens. Es wurden meist biblische Stoffe behandelt. Der Hauptvertreter des Jesuitendramas ist Jakob Bidermann. Das Jesuitendrama ist das Bindeglied zwischen lateinischem Humanistendrama und dem barocken Trauerspiel. - Schäferdichtung:
Die Schäferdichtung ist eine Dichtungsform, die ein unwirkliches Bild vom Leben eines Hirten berichtet. Sie existierte schon im 3. Jahrhundert v. Chr., wurde aber erst im Barock auch in Deutschland angewendet. - Kirchenlied
Vertreter
- Johann Valentin Andreae (1586-1654)
- Jakob Bidermann (1578-1639)
- Sigmund von Birken (1626-1681)
- Jakob Böhme (1575-1624)
- Anton Ulrich von Braunschweig (1633-1714)
- Paul Fleming (1609-1640)
- Paul Gerhardt (1607-1676)
- Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)
- Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-1676)
- Andreas Gryphius (1616-1664)
- Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
- Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
- Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635)
- Friedrich Freiherr von Logau (1604-1655)
- Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)
- Johann Michael Moscherosch (1601-1669)
- Martin Opitz (1597-1639)
- Johann Rist (1607-1667)
- Justus Georg Schottelius (1612-1676)
- Angelus Silesius (Johann Scheffler) (1624-1677)
- Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)
- Christian Weise (1642-1708)
- Diederich von dem Werder (1584-1657)
- Philipp von Zesen (1619-1689)
Werke
- Cenodoxus (1602) – Bidermann
- Oden und Gesänge (1618/19) – Weckherlin
- Buch von der Deutschen Poeterey (1624) – Opitz
- Dafne (1627) – Opitz
- Schäferei von der Nymphen Hercinie (1630) – Opitz
- Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Kriegs (1633) – Opitz
- Sonn- und Feiertagssonette (1639) – Gryphius
- Wunderliche und wahrhaftige Geschichte Philanders von Sittewald (1640-43) – Moscherosch
- Deutsches Helicon (1640/41) – Zesen
- Deutsche Vers- und Reimkunst (1645) – Schottelius
- Ritterholds von Blauen Adriatische Rosemund (1645) – Zesen
- Teutschen Poemata (1646) – Fleming
- Das Friede wünschende Teutschland (1647) – Rist
- Poetischer Trichter (1647-53) – Harsdörffer
- Leo Armenius oder Fürstenmord (1650) – Gryphius
- Ibrahim (1650) – Lohenstein
- Catharina von Georgien oder Bewährte Beständigkeit (1651) – Gryphius
- Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend (1654) – Logau
- Carolus Stuardus oder Ermordete Majestät (1657) – Gryphius
- Cardenio und Celinde oder Unglücklich Verliebte (1657) – Gryphius
- Cherubinischer Wandersmann (1657) – Angelus Silesius
- Herr Peter Squenz oder Absurda Comica (1658)- Gryphius
- Cleopatra (1661) – Lohenstein
- Horribilicribrifax (1663) – Gryphius
- Anleitung zur deutschen Poeterei (1665) – Buchner
- Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1669) – Grimmelshausen
- Der teutsche Bauer – Grimmelshausen
- Deutsche Rede-, Bind- und Dichtkunst (1679) – Birken
Zusammenfassung
Inhaltliche Merkmale
- Kriegserfahrung prägt antithetische Grundstimmung zwischen carpe diem (Genuss- und Lebensgier) und der Orientierung an ewigen Werten (momento mori)
- Vergänglichkeit alles Irdischen (vantias-Gedanke)
- Entstehung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache
- Übertreibung und Schwulst
- Satire (z. B. Grimmelshausen) als Mittel zur Auseinandersetzung mit der Realität
Hauptvertreter und Werke
- Andreas Gryphius (1616-1664): Sonette
- Martin Opitz (1597-1639): Buch von der Teutschen Poeterey
- Hoffmann von Hoffmannswaldau (1617-1679): Lyrik
- Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621-1676): Der abenteuerliche Simplicissimus
Formale Merkmale
- Sonett
- Schelmenroman
- Antithetik als Strukturprinzip
- Erlebnislyrik
- Kirchenlied
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