Akt

  • lat. actus = Aufzug
  • Abschnitt eines Bühnenwerkes
  • größerer, in sich geschlossener Handlungsabschnitt eines Dramas (d.h. inhaltliches Gliederungsprinzip)

Alexandriner

  • beliebtestes Versmaß des Barock
  • aus französischer Renaissancedichtung übernommen
  • jambischer Sechsheber
  • alternierend, mit Auftakt
  • männlich wie weiblich gereimt
  • mit Zäsur nach der dritten Hebung:
    x x´ x x´ x x´ | x x´ x x´ x x´ (x)
  • zwischen Anvers und Abvers entsteht in Versbewegung eine kurze Pause
  • durch Versteilung konnte z.B. im Barock die Antithetik gut dargestellt werden, allgemein lassen sich mit Hilfe des Alexandriners Gegensätze darstellen
  • allegorischer Alexandriner: Kreuzreim: abab
  • heroischer Alexandriner: Paarreim: aabb
  • Beispiel:
    Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn.
    x x´ x x´ x x´ | x x´ x x´ x x´
    (Andreas Gryphius, Abend)

Alkäische Odenstrophe

  • reimlos
  • beiden ersten Verse stimmen metrisch überein und bestehen aus Elfsilbern
  • vor 3. Hebung folgt Zäsur
  • Schema:
    x x‘ x x‘ x | x‘ x x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x | x‘ x x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘ x
    x‘ x x x‘ x x x‘ x x‘ x
  • Beispiel:
    Du stiller Aether! Immer bewahrst du schön
    Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich
    Zur Tapferkeit vor deinen Strahlen,
    Helios! Oft die empörte Brust mir.

    (Friedrich Hölderlin, Die Götter)

Allegorie

  • Veranschaulichung; fortgesetzte Personifikation auf einen Text oder Textabschnitt bezogen
  • Beispiel: Justitia für Gerechtigkeit

Alliteration

  • Übereinstimmung der anlautenden Konsonanten betonter Silben
  • Beispiel: gut / gern

Amphibolie

  • Doppeldeutigkeit, Mehrdeutigkeit von Wörtern, Werten, Motiven, Charakteren und Sachverhalten
  • Beispiel: Er ist selten freundlich.

Anadiplose

  • Unterform der Gemination
  • Wiederholung eines Wortes am Ende eines Satzes und am Anfang des nächsten Satzes
  • Beispiel:
    Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen; Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen
    (Johann Wolfgang von Goethe, Seefahrt)

Anakoluth

  • Grammatisch nicht folgerichtige Konstruktion eines Satzes; wird stilistisch als Fehler gewertet (aber rhetorisches Kunstmittel)
  • Beispiel:
    Deine Mutter glaubt nie, daß du vielleicht erwachsen bist und kannst für dich selbst aufkommen.
    (Uwe Johnson, Mutmaßungen über Jakob)

Analepse

  • Nachstellung eines Substantivs, das pronomisch vorgegriffen wurde

Analytisches Drama

  • Schauspiel, dessen Geschehen (im Gegensatz zum Zieldrama) in der szenischen Aufklärung eines vor Handlungsbeginn abgeschlossenen Vorgangs besteht – auch Enthüllungsdrama
  • dramatische Bauform: die dramatische Handlung besteht in der Aufklärung eines abgeschlossenen, aber noch wirksamen Geschehenszusammenhangs
  • Ereignis hat stattgefunden, Handlung aus Vergangenheit wird aufgerollt, Einzelheiten aneinandergereiht bis zum Erkennen der Wahrheit
  • Vorgeschichte wird nicht unmittelbar als Bühnengeschehen präsentiert, sondern im Verlauf des zweiten Geschehens enthüllt, aufgedeckt oder ermittelt
  • das auf der Bühne dargestellte Enthüllungsgeschehen verläuft in gewöhnlicher zeitlicher Abfolge und rekonstruiert das Vergangene
  • kausale Verknüpfung verbindet die beiden gegenläufigen Handlungsebenen: das Vergangene wirkt sich noch auf die Gegenwart aus
  • Aufdeckung der Vergangenheit führt zur Veränderung der Gegenwart
  • dramatische Konflikte beruhen auf der Vorgeschichte, zugleich entstehen aber auch während der Bühnenhandlung neue Konflikte
  • Beispiele: Nathan der Weise (Lessing), König Ödipus (Sophokles), Der zerbrochene Krug (Kleist), Die Braut von Messina (Schiller)
Handlungsverlauf im analytischen Drama
Handlungsverlauf im analytischen Drama

Anapäst

  • dreisilbiger Versfuß
  • auch als Doppelsteiger bekannt
  • zwei Senkungen folgt eine Hebung
  • Beispiel: Anapäst (x x x´)
  • in griechischer Dichtung häufiger verwendet, als in deutscher Dichtung
  • dortige Verwendung in Marsch-, Schlacht- und Prozessionsliedern
  • Beispiel:
    Und es wallet und siedet und brauset und zischt
    x x x´ x x x´ x x x´ x x x´
    (Friedrich von Schiller, Der Taucher)

Anapher

  • Wiederholung des Anfangs in aufeinanderfolgenden Sätzen, Versen, Strophen zur syntaktischen Gliederung und rhetorischen Wirkung
  • Beispiel:
    Wer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf dem Bette weinend saß
    (Johann Wolfgang von Goethe, Wer nie sein Brot mit Tränen aß)

Anekdote

Merkmale

  • griech. andekdoto = etwas noch nicht Herausgegebenes
  • gibt Einblick in Leben meist bekannter Persönlichkeiten
  • prägnante Knappheit der objektiven Geschehensdarstellung, oft in heiterer Weise formuliert
  • schlagkräftiger Aufbau der Pointe (=Lösung der Spannung)
  • einzelnes Ereignis ist Gegenstand
  • Wahrheitsgehalt steht nicht im Mittelpunkt
  • wesentlicher Bestandteil von Biographien, Chroniken und anderen Prosagattungen

Geschichte

  • Ursprung um 500-562 Anekdota
  • als anekdotenartige Geschichten in Form mündlich gepflegter Gebrauchskunst seit ältester Zeit tradiert
  • 14./15. Jh. Anekdote als selbständige literarische Form
  • 17./18. Jh.: Memoirenliteratur (=Lebensbeschreibung bekannter historischer Figuren, im Sinne von Episoden charakterisierend)
  • 19. Jh. Wandel zur epischen Kleinform

Beispiele

  • Johann Peter Hebel: Rheinisches Schatzkästlein
  • Bertolt Brecht: Geschichten von Herrn Keuner

Anspielung

  • eine beim Hörer/Leser als bekannt vorausgesetzte Person, Sache, Situation, Begebenheit; keine direkte Benennung; Anspielung auf literarische Texte
  • Beispiel:
    Kein Mensch. Nirgends. => Kein Ort. Nirgends. (Christa Wolf)

Antiklimax

  • Abfallende Reihung von Wörtern
  • Beispiel:
    Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
    (Gustav Schwab, Das Gewitter)

Antilabe

  • Form der Dialoggestaltung im Versdrama
  • Aufteilung eines Verses auf zwei oder mehrere Sprecher
  • z.B. in Iphigenie (Goethe), Wallensteins Tod (Schiller)

Antimetabole

  • Zusammensetzung aus Parallelismus und Chiasmus

Antithese

  • Entgegenstellung
  • 1. als Gegenbehauptung zu einer These
  • 2. als stilistische Gegenüberstellung (Kontrastierung)
  • Beispiel:
    Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
    (Friedrich von Schiller, Das Lied von der Glocke)

Aposiopese

  • Abbrechen eines (meist wichtigen Gedankens) oder einer (meist wichtigen) Rede, um die Spannung zu steigern
  • Beispiel:
    Was? Ich? Ich hätt ihn-? Unter meinen Hunden-?
    (Heinrich von Kleist, Penthesilea)

Asklepiadeische Odenstrophe

  • reimlos
  • auftaktlos
  • die beiden ersten Verse stimmen metrisch überein, bestehen aus 12-Silbern
  • in ersten beiden Versen in Mitte Hebungsprall
  • 3. und 4. Vers kürzer, fast gleich
  • vierte Vers besitzt am Ende noch eine zusätzliche Hebung
  • Schema:
    x‘ x x‘ x x x‘ x‘ x x x‘ x x‘
    x‘ x x‘ x x x‘ x‘ x x x‘ x x‘
    x‘ x x‘ x x x‘ x
    x‘ x x‘ x x x‘ x x‘
  • Beispiel:
    Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht
    Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,
    Das den großen Gedanken
    Deiner Schöpfung noch einmal denkt.
    (Friedrich Gottlieb Klopstock, Der Zürchersee)

Assonanz

  • Gleichklang der betonten Vokale, aber keine Konsonantenübereinstimmung
  • Beispiel: Himmel – Stille

Asyndeton

  • Reihung gleichgeordneter Wörter, Wortgruppen, Sätze ohne verbindende Konjunktion
  • Beispiel:
    Es muß auf unsere Fragen ein Vieh, ein Baum, ein Bild, ein Marmor Antwort sagen.
    (Andreas Gryphius, Cardenio und Celinde)

Auftakt

  • Begriffsbezeichnung stammt aus der Musik
  • den der ersten Hebung im Vers vorausgehende Versteil, soweit vorhanden, wird als Auftakt bezeichnet
  • es gibt auftaktlose Verse und Verse mit Auftakt
  • jambische und anapästische Verse sind auftaktisch, trochäische und daktylische auftaktlos
  • überwiegend besteht Auftakt aus einer unbetonten Silbe, seltener aus zwei Silben: Einen góldenen Bécher gáb (Goethe, Der König in Thule)

Auftritt

  • kleinste Gliederungseinheit im Drama, deren Anfang und Ende durch einen wenigstens teilweisen Wechsel der Bühnenpersonen gekennzeichnet wird

Autobiographie

Merkmale

  • griech. autos ’selbst‘, bios ‚Leben‘, graphein ’schreiben‘
  • nichtfiktionale Erzählform, die lebensgeschichtliche Fakten über den Autor enthalten
  • Gegenstand der Autobiographie können sowohl äußere als auch innere Erlebnisse des Autors aus seiner Vergangenheit sein
  • Verhältnis des Autobiographen zu seiner Umwelt kann je nach Typus der Autobiographie variieren
  • dadurch sind verschiedene Formen der Bezugnahme auf bestimmte Sachverhalte möglich

Geschichte

  • schon seit der Antike gibt es Beschreibungen über das eigene Leben unter vielen verschiedenen Bezeichnungen, z.B. Bekenntnisse, Biographie, Erinnerungen, Selbstbiographie
  • die Confessiones (ca. 400 u.Z.) von Aurelius Augustinus zeichneten sich durch eine Vermischung religiöser Elemente mit einer Vielzahl rhetorischer Mittel aus
  • in der Renaissance trat das religiöse Element zurück
  • seit dieser Zeit waren Reihungen von Erlebnissen und Sachverhalten häufig
  • mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wandte man sich wieder verstärkt der religiös bekennenden Autobiographie zu
  • einer der frühesten autobiographischen Romane ist Anton Reiser (1785/90) von Karl Philipp Moritz
  • der Höhepunkt der Autobiographie wurde durch die Vermischung von fiktionalem und historischem Erzählen in Goethes Dichtung und Wahrheit erreicht
  • im 19. Jahrhundert tendierten viele Autobiographien zu historiographischen Berichten

Beispiele

  • Ernst Toller: Eine Jugend in Deutschland
  • Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit
  • Karl Philipp Moritz: Anton Reiser

Ballade

  • griech. = Tanzlied
  • knapp, skizzierte Erzählung eines außergewöhnlichen Ereignisses, meist tragisches Ende
  • Elemente aus Lyrik (Strophenform), Epik (narrativer Charakter, häufig Erzähler) und Dramatik (Dialoge/ Konflikte) vereint => Sonderform
  • Beispiele: Der Erlkönig (Goethe); Die Bürgschaft (Schiller)

Bericht

  • Grundform des epischen Erzählens
  • straffe Rekapitulation des Geschehens ohne Ausschmückungen
  • rahmende oder stützende Funktion, dient oft der Exposition
  • zeitraffend, Grundform: sukzessive Zeitraffung
  • Mittelbarkeit des Erzählens => Erzähler deutlich spürbar

Beschreibung

  • zeitlose Erzählweise
  • Schilderung sichtbarer Eigenschaften von Personen, Dingen oder Sachverhalten
  • Integration in zeitlichen Verlauf

Bewusstseinsstrom (stream of conciousness)

  • Begriff wurde 1890 von William James geprägt
  • keine formalen Gestaltungskriterien => kann syntaktische und grammatische Regeln z.B. durch Ellipsen durchbrechen
  • zeigt unmittelbar, unkontrolliert und sprunghaft Bewusstseinsvorgänge, Assoziationen auf

Binnenreim

  • Wörter reimen sich innerhalb eines Verses
  • Beispiel:
    Wiegt und biegt sich in des Windes Hauch
    (Conrad Ferdinand Meyer, Im Spätboot)

Blankvers

  • jambischer Fünfheber, reimloser Vers
  • alternierend, auftaktisch
  • kann betont (männlich) oder unbetont (weiblich) enden
  • besteht aus 10 oder 11 Silben
  • keine feststehende Zäsur
  • Verwendung in Shakespeare-Dramen und bei Lessing (z.B. im Nathan)
  • Beispiel:
    Er ist es! Nathan! – Gott sei ewig Dank,
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘ x x‘
    Dass Ihr doch endlich einmal wiederkommt.
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘ x x‘
    (Lessing, Nathan der Weise)

Botenbericht

  • fiktionsinterne Vermittlung eines bereits abgeschlossenen Geschehens außerhalb der Bühne durch eine Bühnenperson
  • meist handelt es sich dabei um technisch schwer darstellbare Begebenheiten, die in der Zwischenzeit außerhalb der Bühnenhandlung geschehen sind
  • schließt also Lücken, stiftet Verbindungen
  • gelegentlich auch Vorgeschichte zum Inhalt (z.B. König Ödipus von Sophokles)
  • typisches Strukturelement des geschlossenen Dramas
  • berichtende Handlung
  • Handlung kann auch verdeckt sein

Brief

Merkmale

  • meist nichtfiktionaler Text, der an einen abwesenden Empfänger gerichtet ist
  • kann das subjektive Empfinden und Denken einer Person mitteilen
  • hat persönlichen Charakter
  • Distanz zwischen Sender und Empfänger
  • Sonderform: Briefintrige, bei der sich der Sender für jemand anderen ausgibt
  • Briefroman: Reihung von fiktiven Briefen einzelner oder mehrerer Personen, für deren Authentizität ein fiktiver Herausgeber eintritt

Geschichte

  • im Mittelalter war das Schreiben von Privatbriefen lediglich auf Kleriker und gebildete Adlige beschränkt
  • der erste überlieferte deutsche Brief stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts
  • der briefliche Verkehr, vor allem im Geschäftsleben, nahm mit der Entwicklung von Handelsbeziehungen rasch zu
  • im 17. Jahrhundert wurde der französische Absolutismus mit seiner höfischen Kultur und Kanzleistil zum Orientierungsmuster deutscher Briefe
  • im 18. Jahrhundert erstarkte beim Bürgertum das Bedürfnis nach persönlichem, schriftlichem Austausch
  • der Realitätsgehalt der Briefe nimmt im 19. Jahrhundert zu, vor allem durch die Reflexion über aktuelle politische Probleme
  • ebenso kommt es zu einer stärkeren Individualisierung und Ästhetisierung von Briefen

Beispiele

  • Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief
  • Franz Kafka: Brief an den Vater

Bürgerliches Trauerspiel

  • Entstehungszeit: Aufklärung
  • Form: Prosa, Ablösung des Alexandriners
  • Drama, dessen Tragik sich in einer betont bürgerlichen Welt entfaltet
  • privat-menschliche Inhalte
  • Gestaltung des Tragischen in bürgerlicher Umwelt und an bürgerlichen Gegenständen
  • Ständeklausel durchgebrochen
  • Kampf gegen Unterdrückung durch Adel, Konflikte innerhalb eines Standes
  • Beispiele: Emilia Galotti (Lessing), Kabale und Liebe (Schiller)

Charaktere

  • Person (lat. persona = Maske des Schauspielers) = jeder „Mensch als geistiges Wesen“
  • Figur (lat. figura = Gebilde, Gestalt) = Mensch als Geschöpf eines Autors => Kunst-Person
  • Charakter:
    • bezeichnet nicht den ganzen Menschen, sondern nur seine geistige Eigenart => erfasst nur einen Teil von dem, was Begriffe Person und Figur abdecken (also nicht: sozialer Stand, körperliche Beschaffenheit, Kleidung)
    • bezeichnet nur die dauerhaften Merkmale, nicht augenblickliche Gemütszustände
  • round-charakter = mit hoher psychologischer Komplexität, Entwicklung zu erkennen
  • flat-charakter = besitzt nur eine Eigenschaft

Charakterkomödie

Chevy-Chase-Strophe

  • vier auftaktische Verse, jambisch, 4-zeilig
  • Verse abwechselnd vier- und dreihebig
  • Verse enden mit männlicher Kadenz
  • Kreuzreim oder unterbrochener Reim
  • Schema:
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x x‘

Chiasmus

  • überkreuzte syntaktische Stellung von Wörtern zweier aufeinanderbezogener Wortgruppen oder Sätze
  • Beispiel:
    Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.
    (Friedrich Schiller, Wallensteins Tod)

Chiffre

  • Wörter oder Wortverbindungen, die ihren selbstverständlichen Bedeutungsinhalt verloren haben und ihren Sinn aus der Funktion in einem vom Dichter gesetzten vieldeutigem System von Zeichen und Assoziationen erhält
  • Beispiel: Flug als den Aufbruch ins Unbekannte verstanden

Daktylus

  • griech. = Finger; gemeint ist Dreigliedrigkeit beim Finger
  • auch als Doppelfaller bekannt
  • einer Hebung folgen zwei Senkungen
  • Beispiele: Dáktylus (x´ x x)
    Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter,
    x´ x x x´ x x x´ x x x´ x
    (Friedrich Schiller, Dithyrambe)

Dialog

  • griech. = (Zwie-)Gespräch
  • Wechselrede zwischen zwei oder mehreren Personen

Dinggedicht

  • objektive und distanzierte Betrachtung eines Dinges
  • Unwesentliches wird dabei nicht beachtet
  • häufige Themen von Dinggedichten sind Gegenstände der bildenden Kunst
  • Beispiel: Der römische Brunnen (Conrad Ferdinand Meyer, 1882)

Direkte Rede

  • Äußerungen werden genauso wiedergegeben, wie Figur sie geformt hat => Subjektivität wird zur Geltung gebracht => Emanzipation der Figur
  • Grammatische Merkmale:
    • ist durch Satzzeichen, wie Anführungszeichen, Doppelpunkt und Komma gekennzeichnet
    • Inquit-Formel (verbum dicendi, verbum credendi) er|sie|es sagt: „…“.
    • Personenrede ist syntaktisch unabhängig von der Inquit-Formel
  • unterbricht den Erzählfluss
  • wichtige Funktion: indirekte Charakterisierung (durch Erzähler)
  • wirkt unmittelbar anschaulich
  • Leser wird durch Unmittelbarkeit stark involviert

Distichon

  • Strophenform in Epigrammen/ Elegien
  • Kombination von Hexameter und Pentameter
  • Beispiel:
    Ím Hexámeter stéigt des Spríngquells flüssige Säule, (Hexameter)
    x´ x x´x x x´ x x´ x x´ x x x´ x
    Ím Pentámeter dráuf | fällt sie melodísch heráb. (Pentameter)
    x´ x x´x x x´ | x´ x x x´ x x´
    (Friedrich Schiller, Das Distichon)

Dokumentarisches Theater

  • Verarbeitung authentischer Dokumente in der Literatur, als Mittel zur Aufdeckung historischer Lügen
  • Montage von Zeitungsartikeln, Interviews, Protokollen und anderen Dokumenten
  • Behandlung meist aktueller Themen aus dem Bereich der Politik
  • Vertreter: Peter Weiss (Die Ermittlung, 1965); Rolf Hochhuth (Der Stellvertreter, 1963); Heinar Kipphardt (In der Sache J. Robert Oppenheimer, 1964)

Doppelter Reim

  • vorausgehende Hebung wird im Reim mit einbezogen, es entsteht ein doppelter Reim mit zwei Betonungen
  • Beispiel:
    Wéhn vom Méer/ séhn, wie er
    (Rilke, Lied vom Meer)

Drama

  • dramatische Dichtungen sind für Aufführungen meist auf Theaterbühnen ausgerichtet, können aber auch gelesen werden
  • Elemente, die das Drama begründen: Handlung, Figurenrede, sinnliche Darbietung und Rollenspiel
  • Definition des Dramas: Handlungs-Sprech-Schau-Spiel

Dramenaufbau

  • pyramidaler Aufbau nach Gustav Freytag (1863)
  • Exposition: Einleitung; Grundstimmung und Ausgangssituation; wichtige Figuren
  • erregendes Moment: stellt wesentliche Handlung der Hauptfigur dar, oder wesentliche Handlung – Verwicklungen kommen in Gang
  • Klimax: Steigerung der Handlung bis zum Höhepunkt
  • Peripetie: Umkehr der Handlungsrichtung durch tragisches Moment; Auflösung des Konfliktes nicht mehr möglich
  • retardierendes Moment: Moment der letzten Spannung
  • Anagnorisis: Umschwung des Denkens
  • Katastrophe/ Lösung: Untergang des Helden oder positive Lösung
Dramenaufbau
Dramenaufbau

Dramenkonflikte

Allgemeines zum Konflikt

  • lat. conflictus = Zusammenstoß, Kampf
  • durch den Dramatiker und/oder die Inszenierung geschaffen
  • kennzeichnend für Drama, aber nicht zwingend notwendig
  • sind Kampfsituationen zwischen Partnern mit geteiltem Interesse
  • Kernstück der meisten Dramenhandlungen

Parteienkonflikt

  • Konflikt im ursprünglichen Sinn des Wortes ist Kampf, der offene, handgreifliche Zusammenstoß zweier Parteien (Einzelperson oder Gruppe)
  • heutige Bedeutung des Wortes ist anders, da Konflikt:
    • heute in erster Linie keine offene Auseinandersetzung, die momentane Tätigkeit des Streitens ist, sondern eine langfristig gestörte Beziehung
    • rhetorische Auseinandersetzungen (vor Gericht) gelten auch als Konflikte bzw. als deren Äußerung
  • konkurrierende Kräfte sind zwei oder mehrere Parteien P1 und P2, die sich um ein Wertobjekt W (z.B. eine Frau, Besitz, Herrschaft) streiten
Parteienkonflikt
Parteienkonflikt

Urteilskonflikt

  • Streitigkeiten, die nicht durch Überlegenheit einer Partei, sondern durch ein richterliches Urteil entschieden werden
  • Konflikt als juristischer Fachbegriff bezeichnet Meinungsverschiedenheiten richterlicher Instanzen, sowie die Kollision mehrerer Normen bzw. Gesetze bei der Urteilsfindung
  • mit Richter (R) ist nicht nur ein situationsmächtiger Richter gemeint, in dem sich Urteil und Macht verbinden, sondern auch der ohnmächtige Held
Urteilskonflikt
Urteilskonflikt
  • => Parteien- und Urteilskonflikt sind im Drama vielfach miteinander verbunden
  • => oft wird Streit zweier Parteien nicht durch Übermacht einer Partei entschieden, sondern durch Wettbewerb vor neutralem Schiedsrichter bzw. Gremium
  • => besonders eng gerät Verflechtung von Parteien- und Urteilskonflikt, wenn Person, die zu entscheiden hat (z.B. begehrenswerte Frau, wie Emilia Galotti) selber Gegenstand des Wettbewerbs ist W=R

Äußerer Konflikt

  • Parteienkampf (handgreiflich oder rhetorisch) ist immer äußerer, nach außen in Erscheinung tretender Konflikt
  • Konflikt entsteht aus:
    • Zusammenstoß widersprüchlicher gesellschaftlicher Kräfte
    • Kampf zweier Parteien um politische Macht
    • Rivalität um Gunst bzw. Liebe einer dritten Person

Innerer Konflikt

  • Psyche des einzelnen Menschen wird gleichsam als richterliche Instanz begriffen
  • derartige Konflikte sind Ausdruck augenblicklicher Entscheidungsschwierigkeiten
  • steuern Entwicklung des Charakters langfristig
  • psychischer Konflikt wird auch als innerer Konflikt bezeichnet
  • innerer Konflikt = besonders herausragende Art des Urteilskonflikts
  • Entscheidung, auf die der innere Konflikt zusteuert, ist im einfachsten Fall ein Ja oder Nein zu einem ins Auge gefassten Handeln, meist aber Wahl zwischen zwei oder mehr qualitativ verschiedenen Alternativen
  • konkurrieren können:
    • eigene Wünsche
    • fremde, als eher unangenehm angesehene, Forderungen
    • überindividuelle Verhaltensnormen und Rollenzwänge
  • innerer Konflikt kann sich innerhalb eines Bereiches entzünden, aber auch zwischen Bereichen
  • innerer Konflikt oft durch Gegensatz von Pflicht und Neigung
  • Komplikationen durch wechselseitige Abhängigkeit zw. konkreten Interessen und allgemeinen oder rollenspezifischen Normen geschaffen
  • Szenen, in denen innere Konflikte zu Tage treten, zählen zu Höhepunkten vieler Dramen
  • innerer Konflikt ermöglicht dem Zuschauer sich mit handelnder Person zu identifizieren
  • innerer Konflikt tritt als Konfliktmonolog in äußere Erscheinung
  • innerer Konflikt entsteht aus dem Widerstreit entgegengesetzter Forderungen und Ansprüche in Figuren

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