Vagantenstrophe
- verwandt mit Chevy-Chase Strophe
- 4-zeilig, Verse abwechselnd 4- und 3-hebig
- jambisch oder trochäisch
- 2. und 4. Vers weibliche Kadenzen, können auch im Trochäus stehen
Nun will ich aber heben an
Achim von Arnim, Des Knaben Wunderhorn: Der Tannhäuser
Vom Tannhäuser wollen wir singen,
Und was er wunders hat gethan
Mit Frau Venussinnen.
Verfremdungseffekt
- besteht aus Illusionsbrechung wie einen Ansager oder ein kommentierender Erzähler, zusätzliche Informationen durch Spruchbänder, Plakate, Chöre, usw.
- Brechts Definition: „Eine verfremdete Abbildung ist eine solche, die den Gegenstand zwar erkennen, ihn aber doch zugleich fremd erscheinen läßt.“
- = Gegenkonzept zur Einfühlung
- Ziel: Verfremdung in der Darstellung
- Schaffung einer Distanz zu einem scheinbar bekannten Sachverhalt, um ihn aus neuer Perspektive zu hinterfragen, durch:
- räumliche und zeitliche Entrückung des Geschehens vom Zuschauer
- Einsatz „epischer“ Elemente: Information der Zuschauer über den weiteren Verlauf der Handlung; Dazwischentreten eines kommentierenden Sprechers
- Distanz der Schauspieler zu ihrer Rolle
- Songs, die die Handlung unterbrechen und die kritische Reflexion des Bisherigen eröffnen
Vers
- stammt vom lat. versus: Zeile, Linie; Wendung, Umkehr
- Bezeichnung für die einzelne Zeile eines Gedichtes
- wird durch entsprechendes Metrum charakterisiert
- äußerliches Merkmal: Zeilenbrechung
Versanfang
- Verse können mit einer Hebung beginnen (auftaktlos), also mit betonter Silbe: Díe mit díesen bráunen Lócken (Goethe)
- Verse können auch mit einer Senkung beginnen (auftaktisch), also unbetont: In éinen Tál bei ármen Hírten (Schiller)
- die meisten deutschen Verse beginnen unbetont
Verschränkter Reim
- Reimstellung dreier voneinander durchkreuzter Reime
- Schema: abc abc oder abc bac
Versfuß
- Bezeichnung kommt aus dem Griechischen
- der Versfuß ist die kleinste metrische Einheit
- regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben
- besteht nicht nur aus Einzelwörtern, kann auch aus mehreren Wörtern oder Einzelsilben aufeinanderfolgender Wörter zusammengesetzt sein
Versmaß (Metrum)
- Grundmuster der Betonung der Silben
- Silben sind entweder betont oder unbetont
- Beispiele: Alexandriner, Blankvers, Hexameter, Pentameter
Versprinzipien
Akzentuierendes Versprinzip
- metrische Gliederung des Verses erfolgt durch unterschiedliche Tonstärke der Silben
- Wechsel von Hebungen und Senkungen bestimmt die rhythmische Gestaltung des Verses
- Natürliche und metrische Akzentuierung sollten Übereinstimmen, ist jedoch nicht immer möglich
- Spannungen zwischen metrischer und normalsprachlicher Akzentverteilung stellt wichtiges Stilmittel dar
- Vorrang im Deutschen, dadurch dass germanische Sprache durch starke Akzentuierung, also Hervorhebung der betonten Silbe, geprägt ist
- Betonungsunterschiede werden durch Wechsel von stärkeren und schwächeren Stimmdruck erzeugt
Helden! Dingt mich nicht zum Dichter,
J. W. L. Gleim: An die Helden
Meine Laute will nicht schallen,
Wenn ich euch ein Loblied singe.
Immer ist sie widerspenstig,
Immer gibt sie falsche Töne,
Wenn ich euch ein Loblied singe.
Wenn ich von der Liebe singe,
Wenn ich Amors Waffen preise
Oder wenn ich trinkend lalle:
Dann trifft sie die schönsten Töne,
Dann so geht sie immer richtig.
Quantitierendes Versprinzip
- in antiker griechischer Versdichtung verwendet
- entscheidend ist Unterschied zwischen langen und kurzen Silben, also deren Quantität, die zum Sprechen benötigte Dauer
- lange Silben können entweder aus langen Vokalen oder kurzen Vokalen mit zwei oder mehr Konsonanten folgen
- Unterdrückung von Akzenten
- heute noch Verwendung in russischer Lyrik
Alternierendes Versprinzip
- Jambus und Trochäus ist durch regelmäßigen Wechsel von Hebungen und Senkungen gekennzeichnet (Alternation)
- schon in deutscher höfischer Dichtung verwendet
- strenge Alternation kann Verstöße gegen die natürliche Betonung auf die Dauer kaum vermeiden → Gefahr der rhythmischen Monotonie
Erlernt von muntern Herzen
Fr. v. Hagedorn: Aufmunterung zum Vergnügen
Die Kunst beglückt zu scherzen,
Die Kunst vergnügt zu sein.
Versucht es. Laßt uns singen,
Das Alter zu verjüngen,
Die Jugend zu erfreun.
Macht neue Freundschafts-Schlüsse!
Ihr Kinder, gebt euch Küsse!
Ihr Väter…
Volksliedstrophe
- Verse sind alternierend, jambisch
- es besteht Füllungsfreiheit
- Zeilenanfang kann auftaktisch oder auftaktlos sein
- Ende kann betont oder unbetont sein, oft auch Kadenzwechsel
- besteht meist aus 4, manchmal aus 6 Versen
- Kreuzreim oder Paarreim
- entscheidend ist, dass eine Variante der Strophenform verbindlich für das gesamte Gedicht ist
- häufig doppelte Senkungen
- wechselnde Kreuzreime und Kadenzen
Vorausdeutung
- auch Prolepse genannt
- nimmt einen späteren Punkt innerhalb der erzählerischen Chronologie vorweg oder greift über deren Endpunkt hinaus
- zwei erzähllogische Qualitäten lassen sich unterscheiden:
- zukunftsungewisse Vorausdeutung = alle Aussagen oder Empfindungen von Handlungsfiguren über ihre Zukunft
- zukunftsgewisse Vorausdeutung = häufig ein direkt angekündigtes Ereignis oder eine später in die Handlung tretende Figur
Waise
- reimloser Vers, bildet keinen Reim mit anderen Versen
Weinerliches Lustspiel
- deutsche Form der comédie larmoyante
→ deutsche Übersetzung von Lessing - meist ins Rührstück übergehend
- Prosaform der dramatischen Sprache
- Darstellung von Konflikten in bürgerlichen, zeitgenössischen Verhältnissen
- Übernahme + Weiterentwicklung eines von Empfindsamkeit geprägten Menschenbildes
- Beispiele: Die Betschwester, Das Los in der Lotterie (Gellert)
Zäsur
- Zäsur = Einschnitt/Teilung im Vers durch Interpunktionszeichen oder gedankliche Gliederung
- männliche Zäsur nach Hebung/ weibliche Zäsur nach Senkung
- Unterscheidung zwischen verskonstituierenden und frei beweglichen Zäsuren
Zäsurreim
- Reimbindung des durch Zäsur entstandenen ersten Versabschnitts mit dem Versende
- Reim zwischen Wörtern vor Zäsur eines Verses oder zweier Verse
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
Das Nibelungenlied
von helden lobebæren, von grôzer arebeit
Zeilensprung
- Überschneidung von syntaktischer Einheit und Versgliederung
Zeilenstil
- Übereinstimmung von syntaktischen und metrischen Einheiten
Zeugma
- Worteinsparung; Zuordnung eines Satzgliedes zu zwei syntaktisch/ semantisch verschiedenen Satzteilen
- Beispiel: Sie legte den Zettel auf den Tisch und sich ins Bett.
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