Inhalt

  • Begriff
  • Weltbild
  • Historischer Hintergrund
  • Philosophischer Hintergrund
  • Die Dichtung der Aufklärung
    • Wandel in der Dichtung
    • Literaturtheorien der Aufklärung
      • Gottscheds Literaturtheorie
      • Lessings Literaturtheorie
    • Das Drama in der Epoche der Aufklärung
      • Gottscheds Dramen
      • Idee vom Deutschen Nationaltheater
      • Lessings Dramen
    • Der Roman in der Aufklärung
    • Lyrik in der Aufklärung
    • Die Fabel
  • Literarische Formen
  • Vertreter
  • Werke
  • Zusammenfassung
    • Inhaltliche Merkmale
    • Hauptvertreter und Werke
    • Formale Merkmale

Begriff

Die Aufklärung ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität. Der Begriff Aufklärung steht als Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte, die Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit einschließt.

Weltbild

Im 18. Jahrhundert spricht man vom Anbruch der Modernen Zeit. In den Städten bildete sich ein neues Bürgertum heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte. Der Feudalismus wurde dadurch allmählich verdrängt. Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem Adel wuchsen. Das Bürgertum akzeptierte nicht mehr die gottgegebene Vorherrschaft der Adligen, sondern stellte einen eigenen Selbstbestimmungsanspruch. Die Bürgerlichen beriefen sich auf die Vertreter der Aufklärung, die für eine Herrschaft der Vernunft eintraten.

Historischer Hintergrund

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert. Es existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden. Das luxuriöse Hofleben vieler Kleinstaatenfürsten wurde meist zu Lasten des Volkes gezahlt.
Im 18. Jahrhundert fanden viele Kriege statt, z.B. die Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744-1745), der Siebenjährige Krieg (1756-1763), nachdem Preußen zur Großmacht aufstieg, und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg gegen England (1775-1783).

Philosophischer Hintergrund

Die Philosophen der Aufklärung waren es, welche den Beginn der Moderne eigentlich einläuteten. Sie wirkten auf die Dichter vieler europäischer Länder und prägten diese. Der wichtigste Philosoph in Deutschland war Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. In seinem Werk Was ist Aufklärung? beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit.
Daraus ein Auszug:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude!“ Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Die Dichtung der Aufklärung

Wandel in der Dichtung

Die Dichtung des 18. Jahrhunderts wandelte sich stark: im Mittelpunkt stand nicht mehr das Lob der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern das bürgerliche Leben und die Aufklärung des Bürgertums. Die Leserschaft aufklärerischer Dichtung war zunächst gering, da die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten. Doch auch die Bürgerlichen, die lesen konnten, befassten sich meist mit religiöser Dichtung. Es musste darum erst eine literarisch interessierte Gesellschaft und eine breite Leserschaft geschaffen werden. Moralische Wochenschriften, die eine Aufklärung des Bürgertums zum Ziel hatten, und Lesegesellschaften förderten eine literarisch interessierte Öffentlichkeit. Die Abkehr von der höfischen Dichtung bewirkte auch eine Ablösung der Hofdichter. An ihre Stelle trat nun der freie Schriftsteller. Doch dieser hatte es im 18. Jahrhundert nicht leicht, war er zwar finanziell von fürstlichen und kirchlichen Gönnern unabhängig, doch konnte er kaum von den geringen Auflagen seiner Werke leben. Durchschnittliche Auflagen eines Werkes oder einer Zeitschrift von einem bekannten Dichter lag etwa bei 2000 Exemplaren. Die meisten Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage durch Nebeneinkünfte, z.B. als Beamter.
Eine wichtige Rolle bei der literarischen Veröffentlichung spielte die Zensur. Das beste Beispiel hierfür ist der Streit zwischen dem orthodoxen Pastor Goeze und Gotthold Ephraim Lessing. Dieser endete damit, dass der Herzog von Braunschweig über Lessing eine Zensur verhängte, seine religionskritischen Arbeiten nicht zu veröffentlichen. Den Aufklärern gelang es jedoch nicht, die Zensur abzuschaffen. Im Gegenteil, nach der Französischen Revolution 1789 wurde sie noch verschärft. Es gab allerdings noch einen Faktor, der den Buchmarkt des 18. Jahrhunderts prägte: die Gründung von Verlagen und Buchhandlungen. Die Leser konnten nun Bücher besser beziehen, jedoch gerieten viele Schriftsteller in Abhängigkeit ihrer Verleger. Auch der Konkurrenzdruck der Autoren untereinander erschwerte die Situation. Es konnten nur die Schriftsteller sich auf dem Markt behaupten, deren Werke sich der Leserschaft angepasst hatten.

Literaturtheorien in der Aufklärung

Mit der Ablösung der höfischen Dichter folgte auch eine Ablösung der höfischen Dichtung. An ihre Stelle trat eine Literatur, welche die Ideen der Aufklärung vertrat: Vernunft, Humanität und Nützlichkeit. Die aufklärerischen Ideale wurden auf sämtliche literarische Gattungen übertragen.

Gottscheds Literaturtheorie

In seiner Literaturtheorie Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) verurteilte Gottsched die Barockdichtung aus der Sicht der Aufklärer. Er widersetzte sich der Normen- und Regelpoetiken des Barock und trat für eine Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der Deutschen Dichtung ein. Kern der Poetik Gottscheds war der aristotelischer Grundsatz von der Nachahmung der Natur und eine Forderung von Horaz, dass die Aufgabe der Dichtung die Verbindung von Vergnügen und Nutzen sei. Gottsched setzte die Gesetze der Natur mit den Regeln der Vernunft gleich. Unter „Nachahmung“ verstand er jedoch nicht die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe, sondern eine Ähnlichkeit des Erdichteten. Gottsched forderte zudem die Einhaltung von Zeit, Ort und Handlung im Drama, wie auch schon Aristoteles. Diese Forderung wurde später von Lessing kritisiert. Nach Gottsched sollte auch der literarische Schaffensprozess nach den Regeln der Vernunft geschehen. Der Dichter sollte sich einen moralischen Lehrsatz zu Grunde legen und darauf eine Handlung aufbauen. Gottsched vertrat weiterhin die Ständeklausel: Adlige und Fürsten sollten nur in Tragödien und Heldendichtungen auftreten, Bürger und Leute mit geringem sozialen Status nur in Komödien und Romanen. Der Dichter sollte bei Gottsched ein Erzieher der Leserschaft im Sinne der Aufklärung sein.

Lessings Literaturtheorie

Gottscheds Literaturtheorie war der des Barock zwar weit voraus, doch hinderte sie die Weiterentwicklung der bürgerlichen Literatur: durch Festlegung des literarischen Schaffensprozesses, Einhaltung der Ständeklausel und der drei Einheiten des Dramas und den aristotelischen Grundsatz von der Nachahmung der Natur. Seine Literaturtheorie wurde von Lessing heftig kritisiert. Dieser lehnte alle Forderungen Gottscheds ab, ohne aber von den aufklärerischen Ideen abzuweichen. Lessings Standpunkt überwand die feudalen Literaturtheorien endgültig.
Die Überwindung der Ständeklausel von Lessing wurde dadurch ermöglicht, dass der Mensch nicht mehr nach seinem sozialen Status handelt, sondern darüber hinausgeht. Lessing gab der Literatur eine neue Funktion: sie sollte das Leserpublikum sittlich läutern, und es nicht moralischen belehren wie Gottsched.
An die Tragödie stellte Lessing besondere Forderungen: Angst, Furcht und Mitgefühl sollten beim Leser und Zuschauer erweckt werden. Der Leser sollte sich mit den Protagonisten auseinandersetzen können, mit ihnen mitfühlen und sich davor fürchten, das gleiche Schicksal zu erleiden. Der Held durfte deswegen keine ideale Figur darstellen, sondern er musste eine reale Person darstellen. Lessing fordert, im Gegensatz zu Gottscheds Nachahmung der Natur, eine poetische Nachahmung, d.h. die Dinge sollen vom Dichter nicht naturalistisch wiedergegeben werden, sondern Unwichtiges und Nebensächliches soll weggelassen werden, damit nur das Wichtigste übrigbleibt. Lessing schrieb seine Gedanken zur Dramentheorie in der Hamburgischen Dramaturgie (1767/1768) nieder.

Das Drama in der Epoche der Aufklärung

Das Drama spielte in der Aufklärung eine besondere Rolle. Hier hoffte man die Zuschauer und Leser besser erziehen und verändern zu können, als in anderen literarischen Gattungen. Im 18. Jahrhundert versuchten viele Bürgerliche sich als Schauspieler zu bewerben, um Rollen zu spielen, die ihnen im wirklichen Leben versagt blieben.

Gottscheds Dramen

Weder das Wandertheater noch das Hoftheater konnte für die aufklärerischen Ideen genutzt werden. Gottsched versuchte allerdings das Wandertheater für ein bürgerliches Publikum interessant zu machen, indem er ihr Niveau hob. Er arbeitete mit einigen Schauspielertruppen zusammen, darunter Caroline Friederike Neuber (1697-1760), eine Schauspielerin und Leiterin einer eigenen Theatergruppe.
Gottsched hatte das klassizistische französische Theater zum Vorbild. In seinen eigenen Dramen versuchte er es mit Einhalt von Zeit, Ort und Handlung, Ständeklausel, usw. zu realisieren. Die erste Umsetzung seiner Dramentheorie war das Trauerspiel Sterbender Cato (1732). Gottsched versuchte ein Dramenmodell aus englischen und französischen Dramen zu schaffen, welches zum Vorbild für andere Dramaturgen dienen sollte. Doch seine Orientierung am französischen Klassizismus brachte ihm bald viel Kritik ein, v.a. Lessing war es, der Gottscheds Dramen stark verurteilte, denn die Dichter wurden mit zu vielen Regeln eingeengt.

Idee vom Deutschen Nationaltheater

Lessing, der Gottscheds Dramentheorie und -praxis stark kritisierte, hatte die Idee von einem deutschen Nationaltheater. Dieses Theater sollte nicht von anderen Ländern beeinflusst werden und musste aktuell sein. Lessings Forderungen konnten nur in einem bürgerlichen Theater umgesetzt werden. Mit der Idee eines Deutschen Nationaltheaters verband Lessing auch die Vorstellung von der Schaffung eines bürgerlichen Dramas. In Hamburg wurde 1765 eine stehende Bühne gegründet, doch geriet sie schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Die Idee wurde bald auch von den Fürsten getragen, so wurde 1776 die Weimarer Hofbühne von Joseph II. zum Nationaltheater erklärt; 2 Jahre später wurde das Mannheimer Nationaltheater gegründet.

Lessings Dramen

In der Hamburgischen Dramaturgie verfasste Lessing seine Gedanken zur Dramentheorie. Er brachte die Entwicklung des bürgerlichen Dramas weit voran. Mit Minna von Barnhelm, Emilia Galotti und Nathan der Weise schuf Lessing Werke, die bis heute noch zum Standartrepertoire vieler Bühnen gehören.
Seine wohl wichtigste Tragödie ist der Nathan. In diesem Drama bricht Lessing mit der bisherigen Theatertradition, dass Juden nur als lächerliche Darsteller auf der Bühne waren. Außerdem kämpft er damit gegen antisemitische Vorurteile. Während des Nationalsozialismus in Deutschland, 1933 bis 1945, wurde es verboten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Drama wieder auf deutschen Bühnen gespielt.
Die Bürgerlichen Dramen waren im eigentlichen Sinne gar nicht „bürgerlich“, denn die handelnden Personen stammten weiterhin aus dem Adel. Doch verkörperten einige Adlige bürgerliche Tugenden und Vorstellungen, wie Toleranz, Humanität, Gerechtigkeit, Sittlichkeit, Warmherzigkeit und eine Fülle an Gefühlen. In Lessings Emilia Galotti, beispielsweise, stammt Emilia aus dem niederen Adel, verkörpert aber bürgerliche Ideale. Erst in Schillers Kabale und Liebe stammte eine Hauptperson aus dem Bürgertum.

Der Roman in der Aufklärung

Der Roman erlebte, ähnlich dem Drama, eine Blütezeit in der Aufklärung. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde diese literarische Gattung jedoch als unbedeutend und verachtenswürdig abgetan. Man hielt zunächst nichts von Abenteuer-, Liebes-, Schäfer- oder Schelmenromanen. Erst die Aufklärer erkannten das Potential des Romans und machten sich an dessen Weiterentwicklung heran. Doch dies konnte nur geschehen, indem der höfische Roman durch den bürgerlichen Roman abgelöst wurde. Die Forderungen an den bürgerlichen Roman ähnelten den Ansprüchen an das bürgerliche Drama. Der adlige Held sollte durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt werden. Auch die Art des Erzählens sollte geändert werden: die schwülstige Erzählart im höfischen Roman musste abgeschafft werden. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die meisten deutschen Romane Übersetzungen ausländischer Werke. Bereits um 1770 waren alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt. Christoph Martin Wieland galt als erster Epiker mit seinem Werk Agathon (1766-1767). Er enthielt schon einige Neuerungen, aber er galt noch als Nachahmung ausländischer Dichter. Einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Romans machten Christian Fürchtegott Gellert und Sophie von La Roche. Gellerts Leben der schwedischen Gräfin G (1747-1748) und La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) trugen zwar bürgerliche Züge und verkörperten bürgerliche Ideale, doch gelang der Durchbruch mit einem „echten“ bürgerlichen Roman erst Goethe mit seinem Werther (1774).
Neben bürgerlichen Romanen spielten auch autobiographische Romane und satirische Formen eine bedeutsame Rolle. Georg Christoph Lichtenberg verfasste in seinen Sudelbüchern unzählige Aphorismen über Politik, Staat, Religion, Gesellschaft, Literatur und Philosophie. Er gilt als der bedeutendste deutsche Aphoristiker überhaupt.

Lyrik der Aufklärung

Die höfische Dichtung wurde in der Lyrik schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts und damit viel eher abgelöst, als in der Epik oder im Drama. Die Lyrik der Aufklärung besaß eine große Formenvielfalt: sie reichte von Gedankenlyrik, Lehrgedichten über Oden und Hymnen bis zu Balladen. Die Aufklärungslyrik war von Subjektivität und teils starken Gefühlsregungen bestimmt.
Eine ungewöhnliche Dichterin der Aufklärung war Anna Luise Karsch (1722-1791), denn sie stammte nicht aus dem Bildungsbürgertum sondern einer sozial tieferen Schicht. Doch ihre Gedichtsammlung Auserlesene Gedichte (1764) beeindruckte viele zeitgenössische Dichter. Aus einer erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlichter Briefsammlung ging hervor, wie intensiv sie sich mit ihrer Zeit und der Literatur auseinander setzte.

Die Fabel

Neben den Höhepunkten von Roman und Drama erlebte auch die Fabel im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt, obwohl ihre Geschichte schon über 2000 Jahre alt ist. Der Grieche Äsop schrieb im 6. Jahrhundert vor Christus die ersten Fabeln, welche später zum Vorbild für viele andere Fabeldichter wurden. Im Mittelalter wurden in Deutschland die ersten Fabeln geschrieben. In der Reformation wurde sie zum politisch-religiösen Diskussionsmittel, besonders von Martin Luther, genutzt. Von den Dichtern des Barock wurde sie allerdings kaum geachtet. Erst in der Aufklärung blühte sie wieder auf. Lessing fasste sogar eine eigene Fabeltheorie (1759) ab. Er hatte die Absicht, das Selbstwertgefühl des Menschen zu stärken, indem er die Schwächen des Menschen aufzeigte. Die Entwicklung der Fabel im 18. Jahrhundert lässt sich in drei Stufen einteilen: zu Beginn des Jahrhunderts wurden in der Fabel vor allem die Ideen der Aufklärung und moralische Lehren veranschaulicht; ab 1750 stellte man zunehmend die soziale Kritik an der Gesellschaft dar; gegen Ende des 18. Jahrhunderts übte man politische Kritik, besonders an den feudalen Herrschern und ihrer Lebensweise.
Die Struktur der Fabel unterscheidet sich von einem Dichter zum anderen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: das menschliche Handeln und Denken sowie Andeutungen von gesellschaftlicher und sozialer Probleme wurde auf die beseelte und unbeseelte Natur übertragen. Veranschaulicht wurde dies durch satirische Elemente und durch eine erzieherische und belehrende Erzählweise. Viele Fabeldichter hatten antike Fabeln (z.B. von Äsop) zum Vorbild. Einen wichtigen Einfluss auf die deutschen Fabeldichter übte der französische Dichter La Fontaine (1621-1695).

Beispiel einer Fabel:
Gotthold Ephraim Lessing – Der Tanzbär

Ein Tanzbär war der Kett‘ entrissen,
Kam wieder in den Wald zurück,
Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
Auf den gewohnten Hinterfüßen.
„Seht“, schrie er, „das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
Tut es mir nach, wenn’s euch gefällt,
Und wenn ihr könnt!“ – „Geh“, brummt ein alter Bär,
„Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
Sie sei so rar sie sei,
Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei.“

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Ein großer Hofmann sein,
Ein Mann, dem Schmeichelei und List
Statt Witz und Tugend ist;
Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
Schließt das Lob oder Tadel ein?

Literarische Formen

  • bürgerliches Trauerspiel:
    Das bürgerliche Trauerspiel ist eine Form des Dramas im 18. Jahrhundert, das mit den bestehenden Poetiken brach, doch wichtiger war, dass die Helden des Dramas nun bürgerliche Züge trugen und die Ideen des Bürgertums vertraten. Ein Beispiel für ein Trauerspiel ist Lessings Emilia Galotti.
  • Fabel:
    Die Fabel ist eine kurze epische Erzählung in Vers- oder Prosaform mit lehrreichem Inhalt. Am Ende der Fabel steht die „Moral“ der Fabel, oft eine Lebensweisheit. Das menschliche Handeln und Denken sowie Andeutungen von gesellschaftlicher und sozialer Probleme wird auf die beseelte und unbeseelte Natur übertragen. Veranschaulicht wird dies durch satirische Elemente und durch eine erzieherische und belehrende Erzählweise.
  • Lehrgedicht:
    Das Lehrgedicht ist Gedankenlyrik mit aufklärendem, lehrhaftem und moralischem Inhalt. Es kann alle Wissensgebiete behandeln, von Religion bis Naturkunde. Beispielsweise Der Frühling von Christian von Kleist.

Vertreter

  • Johann Jakob Bodmer (1698-1783)
  • Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
  • Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
  • Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)
  • Johann Christoph Gottsched (1700-1766)
  • Friedrich von Hagedorn (1708-1754)
  • Albrecht von Haller (1708-1777)
  • Immanuel Kant (1724-1804)
  • Anna Luise Karsch (1722-1791)
  • Christian Ewald von Kleist (1715-1759)
  • Luise Adelgunde Kulmus (1713-1762)
  • Sophie von La Roche (1730-1807)
  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
  • Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)
  • Gottlieb Konrad Pfeffel (1736-1809)
  • Johann Elias Schlegel (1719-1749)
  • Christian Felix Weiße (1726-1804)
  • Christoph Martin Wieland (1733-1813)

Werke

  • Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in physikalisch- und moralischen Gedichten (1721) – Brockes
  • Versuch einiger Gedichte oder erlesene Proben poetischer Nebenstunden (1729) – Hagedorn
  • Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) – Gottsched
  • Sterbender Cato (1732) – Gottsched
  • Versuch Schweizerischer Gedichten (1732) – Haller
  • Pietisterey im Fischbein-Rocke (1736) – Luise Adelgunde Kulmus
  • Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen (1738) – Hagedorn
  • Kritische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie (1740) – Bodmer
  • Deutsche Schaubühne nach den Regeln der alten Griechen und Römer eingerichtet (1740/45) – Gottsched
  • Sammlung neuer Oden und Lieder (1742-52) – Hagedorn
  • Hermann (1743) – J. E. Schlegel
  • Versuch in scherzhaften Liedern (1744-58) – Gleim
  • Fabeln und Erzählungen (1746-48) – Gellert
  • Leben der schwedischen Gräfin G (1747-1748) – Gellert
  • Grundlegung einer deutschen Sprachkunst (1748) – Gottsched
  • Der junge Gelehrte (1748) – Lessing
  • Der Triumph der guten Frauen (1748) – J. E. Schlegel
  • Die stumme Schönheit (1748) – J. E. Schlegel
  • Der Frühling (1749) – Chr. v. Kleist
  • Die Juden (1749) – Lessing
  • Die verwandelten Weiber oder Der Teufel ist los (1752) – Chr. Weiße
  • Miß Sara Sampson (1755) – Lessing
  • Auserlesene Gedichte (1764) – Karsch
  • Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766) – Lessing
  • Die Geschichte des Agathon (1766/67) – Wieland
  • Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (1767) – Lessing
  • Hamburgische Dramaturgie (1767-1768) – Lessing
  • Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) – Sophie von La Roche
  • Emilia Galotti (1772) – Lessing
  • Nathan der Weise (1779) – Lessing
  • Oberon (1780) – Wieland
  • Gedichte (1792) – Karsch

Zusammenfassung

Inhaltliche Merkmale

  • Verstand und Vernunft als Richtschnur in allen Bereichen
  • Postulate: religiöse Toleranz, Gleichheit aller Menschen, Kritik an absolutistischer Machtausübung
  • Überwindung von Grenzen
  • Glaube an die Erziehbarkeit und die Belehrbarkeit von Menschen, Literatur mit erziehender Funktion
  • Naturwissenschaftliche Erkenntnisse gegen kirchliche Dogmen

Hauptvertreter und Werke

  • Johann Christoph Gottsched (1700-1766):
    Versuch einer kritischen Dichtkunst
  • Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769):
    Fabeln und Erzählungen
  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781):
    Miss Sara Simpson, Nathan der Weise, Fabeln
  • Christoph Martin Wieland (1733-1813):
    Geschichte des Agathon, Musarion

Formale Merkmale

  • Drama mit erziehender Funktion
  • bürgerliches Trauerspiel (Aufhebung der aristotelischen Ständeklausel)
  • Fabel
  • Parabel (Ringparabel)
  • Blankvers
  • Aphorismus (knapper, inhaltsreicher Gedanke mit überraschender Wendung)

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