Inhalt

  • Begriffe der Dramenanalyse
  • Elemente der Theatralik

Begriffe der Dramenanalyse

Absurdes Theater:
gestaltet die existenzialistische Grunderfahrung der Sinnwidrigkeit menschlicher Existenz in einer sinnentleerten Welt
Autoren: Samuel Beckett, Eugène Ionesco, Jean Genet, Jean Paul Sartre
(abgeleitet von lat. „losgelöst“)

Akt:
in sich einheitlicher und geschlossener Abschnitt
(abgeleitet von lat. „Handlung“, „Vorgang“)

Analytisches Drama:
Drama, das Geschehnisse aus der Vergangenheit im Verlaufe der Handlung aufdeckt
Gegensatz: Zieldrama

Aristotelisches Drama:
im Gegensatz zum epischen Theater Bezeichnung für streng gebaute, klassische Form des Dramas
Geschlossenheit wird durch Beachtung der drei Einheiten erreicht
Ziel: Katharsis

Aufsteigende Handlung:
Ort: zwischen Exposition und Peripetie
Funktion: Spannungssteigerung durch Entfaltung des in der Exposition angelegten Problemgehaltes

Auftritt:
a. Bezeichnung für Szene
b. Erscheinen der Schauspieler auf der Bühne

Botenbericht:
dramaturgisches Hilfsmittel, um vergangene Ereignisse, deren Darstellung den Zusammenhang der Handlung gefährden oder die bühnentechnischen Voraussetzungen übersteigen würde (z. B. Seeschlachten), in Form eines erzählenden Berichts auf die Bühne zu bringen

Chor:
Gruppe von Personen, die durch Zusammenklang ihrer Stimmen eine Einheit bilden und die Handlung wertend, betrachtend oder (voraus-)deutend begleiten
(abgeleitet von griech. „Reigentanz“, „Tanzplatz“, „versammelte Schar von Tänzern“)

Deus ex Machina:
Bezeichnung für Figur (manchmal auch Ereignis), die eine überraschende Wendung in einem bis dahin unlösbar erschienenen Konflikt herbeiführt
(abgeleitet von lat. „Gott aus der Maschine“)

Dialog:
Wechselrede zwischen zwei Personen
(abgeleitet von griech. „Gespräch“)

Dokumentarisches Theater:
Form des politischen Dramas der 60er Jahre, das in einer Art Reportage Material zu brisanten politischen Themen in mehr oder weniger unveränderter Form auf die Bühne bringt
Ziel: Diskussion über politische Themen anregen

Drama:
neben Lyrik und Epik eine der drei literarischen Großformen
wird bestimmt durch Darstellung einer meist in sich geschlossenen (geschlossenes Drama, Gegensatz: offenes Drama) und sich auf Monolog und Dialog stützenden Handlung, die auf einer Bühne szenisch präsentiert wird
Handlungsstruktur zumeist bestimmt von: Exposition, Peripetie, Katastrophe
für 5-aktiges Zieldrama gilt auch das Schema Gustav Freytags: Exposition (1. Akt), Steigerung durch erregende Momente (2. Akt), Höhepunkt/Peripetie (3. Akt), retardierende Spannungsmomente (4. Akt), Katastrophe (5. Akt)
Einteilung nach Dramenform in z. B. Tragödie, Komödie, Tragikomödie, episches Theater, Dokumentartheater, Lustspiel, Schauspiel
Einteilung nach Weltanschauung in z. B. idealistisches Drama, absurdes Drama
Einteilung nach Epoche in z. B. klassisches Drama, naturalistisches Drama
Einteilung nach Aufbau in z. B. analytisches Drama, Zieldrama
Einteilung nach sozialem Stand z. B. in bürgerliches Trauerspiel, soziales Drama
(abgeleitet von griech. „Handlung”)

Drei Einheiten:
mit Bezug auf Aristoteles von frz. Klassizismus geforderter innerer Zusammenhalt des Dramas durch: Einheit der Handlung (vollständige Handlung mit Anfang und Ende ohne Abschweifungen), Einheit des Ortes (gleichbleibender Spielort), Einheit der Zeit (24 Stunden als Zeitvorgabe für gesamte Handlung)

Episches Theater:
von Bertolt Brecht entwickelte Dramenform, die sich als Gegenstück zum aristotelischen Drama versteht
episches Theater betreibt Desillusionierung des Zuschauers (Verfremdungseffekt), Zuschauer soll zum aktiven, kritischen Betrachter der Handlung werden
lockerer Aufbau des Dramas meist in Form von Episoden, Verwendung von kommentierenden Songs, Schluss meist offen, um Zuschauer zum Weiterdenken zu veranlassen
Ziel: Zuschauer wird zur Veränderung von erkannten Missständen aufgerufen.

Exposition:
meist zu Beginn stattfindende Einführung in Ort, Zeit, Personen, Ausgangssituation zur Klärung der Voraussetzungen der Handlung
(abgeleitet von lat. „Darlegung”)

Fabel:
literarische Gattung (episch, lyrisch), in der Tiere menschliche Eigenschaften verkörpern, meist mit Lehre, die erzieherischen oder satirischen Effekt erzielen soll
Kern („plot“) einer epischen oder dramatischen Handlung
(abgeleitet von lat. „Erzählung“)

Fallhöhe:
dramaturgischer Begriff von Batteux und später Gottsched zur Begründung der Ständeklausel
Tragische Erschütterung der Zuschauer ist beim Scheitern einer Figur von hohem (meist fürstlichem) Stand überzeigender.
Probleme der niederen Stände (bürgerliches Trauerspiel) entbehren tragischer Ausweglosigkeit, da sie sich meist durch menschliche Hilfe bewältigen ließen (geringere Fallhöhe).

Geschlossenes Drama:
Drama, das streng nach den drei Einheiten aufgebaut ist

Katastrophe:
Abschluss des Dramas mit Lösung des Konflikts zum Guten (Komödie) oder zum Schlimmen (Tragödie)
(abgeleitet von griech. „Umkehr“, „Umsturz“)

Katharsis:
Begriff aus der aristotelischen Poetik
Aufgabe der Tragödie bestimmt als Erregung von Mitleid und Furcht und als Reinigung dieser Eigenschaften oder als Reinigung des Zuschauers von diesen Eigenschaften
(abgeleitet von griech. „Reinigung“)

Komödie:
komisches Bühnenstück, das durch Entlarvung menschlicher Unzulänglichkeiten Heiterkeit erzielt Gegensatz: Tragödie
(abgeleitet aus griech. „Umzug“ + „Gesang“)

Lustspiel:
häufig gleichbedeutend mit Komödie, will aber nicht kritisch Unzulänglichkeiten aufdecken, sondern versöhnlich stimmen
reines Lachen und Heiterkeit als Ziel

Monolog:
Selbstgespräch einer Person, kann verschiedene Funktionen übernehmen, z.B. als

  • epischer Monolog: Beschreibung nicht dargestellter oder darstellbarer Sachverhalte
  • Reflexionsmonolog: Kommentar der Figur
  • Konfliktmonolog: Verdeutlichung des inneren Entscheidungskonfliktes
  • Entschlussmonolog: im Anschluss an den Konfliktmonolog

(abgeleitet von griech. „allein“ + „Rede“)

Offenes Drama:
Drama, das die strenge Aufbauform des geschlossenen Dramas missachtet, indem z. B. auf einen  Handlungsschluss verzichtet wird oder die Handlung auf mehrere Spielorte verteilt wird

Peripetie:
von Aristoteles eingeführter Begriff der Poetik
bezeichnet im Drama den plötzlichen Umschwung im Schicksal des Helden, findet als Höhepunkt zumeist im mittleren Akt statt, in dem es auf Exposition und steigende Handlung folgt und in die fallende Handlung und schließlich in die Katastrophe mündet
(abgeleitet von griech. „plötzlicher Umschlag“)

Prolog:
Worte vom Dichter oder von Schauspielern vor dem Beginn der eigentlichen Handlung
(abgeleitet von griech. „Vorwort“, „Vorspruch“)

Regieanweisung:
in den Dramentext eingefügte Bemerkungen des Dichters bezüglich Bühnenausstattung, Mimik, Gestik, Sprechtempo, Musik, Auftreten und Abtreten von Figuren

Retardation:
Handlungsverzögerung, oft im 4. Akt als Gegenstück zum erregenden Moment mit dem Ziel, einen anderen Ausgang als den in der Peripetie angedeuteten aufzuzeigen, wirkt spannungssteigernd
(abgeleitet von frz. „Verzögerung“)

Schauspiel:
allgemein als Oberbegriff für Trauerspiel und Lustspiel
in engerem Sinne als Zwischenform zwischen Trauerspiel und Lustspiel

Sekundenstil:
Beschreibungstechnik vor allem des Naturalismus, die versucht, Wirklichkeit möglichst genau („sekundenweise“) durch Detailtreue und minutiöse Genauigkeit zu erfassen

Ständeklausel:
Forderung vor allem der Poetik der Renaissance, nur Angehörige der höheren Stände als Figuren in der Tragödie mitwirken zu lassen (Grund: Fallhöhe)
für den niederen bürgerlichen Stand ist Komödie vorgesehen

Steigende Handlung:
Überleitung (Ende 1. Akt und 2. Akt) von der Exposition zum Höhepunkt
enthält Andeutungen über Verwicklung der Handlung

Szene:
Bühne, Bestandteil des Aktes (Auftritt) oder allgemein: Vorgang auf der Bühne
(abgeleitet von griech. „hölzernes Gerüst, auf dem Schauspieler spielen“)

Tragikomödie:
dramatische Form, in der Tragik und Komik vermischt werden, um die Doppelgesichtigkeit des menschlichen Lebens und der Welt zu verdeutlichen

Tragödie:
neben der Komödie wichtigste Form des Dramas, im allgemeinen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit Trauerspiel
Tragödie gestaltet die Unausweichlichkeit des Schicksals oder einer sittlichen Weltordnung, dem ein menschliches Leben am Ende unterliegt
Themen sind immer existenzielle Grundfragen des Mensche
in der Antike besonders von Aristoteles und später in der deutschen Klassik als streng aufgebautes Drama mit Ständeklausel, drei Einheiten und Katharsis gefordert
(abgeleitet von griech. „Bocksgesang“)

Trauerspiel:
im allgemeinen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit Tragödie
Bezeichnung für deutsche Form der Tragödie, z. B. als bürgerliches Trauerspiel

Zieldrama:
Drama, das auf Katastrophe/Auflösung am Ende des Stücks hinzielt
Gegensatz: analytisches Drama

Elemente der Theatralik

Bei den Elementen der Theatralik unterscheidet man zwischen visuellen und akustischen Elementen. Die visuellen Theatralikelemente können auf den Raum oder auf den Schauspieler bezogen sein. Die akustischen Elemente der Theatralik gliedern sich in sprachliche und nicht-sprachliche Zeichen.

  • visuell
    • raumbezogen
      • Theaterort
        z. B. Karren, Wagen, Kirche, Marktplatz, Farbik, Hof, Wiese, Straße, Zimmer
      • Theaterraum
        z. B. Bühnenbau, steinernes Bühnenhaus, hölzernes Bühnenhaus, Aufteilung, Bühnen-/Zuschauerraum, Galerien, Logen
      • Bühnenraum
        z. B. Tableaus, Illusionsgemälde, Soffitten, Maschinen, Beleuchtung, Prospekte, Projektionen, perspektivisch gemalter Hintergrund
    • auf Schauspieler bezogen
      • Erscheinung des Schauspielers
        z. B. Statur/Aussehen, Körperhaltung, Physiognomie, Maske (starre Maske, Halbmaske), Schminke, Frisur, Kostüm, Kopfbedeckung, Geruch
      • Tätigkeit des Schauspielers
        z. B. Kinesik (Gesichts-/Körperbewegungen), Mimik (Gesichtsbewegungen), Gestik (Gebärdensprache: Gesicht, Hände, Körper – ohne Positionswechsel), Proxemik (Raumverhalten – Körperbewegung mit Positionswechsel)
  • akustisch
    • sprachliche Zeichen
      • paralinguistische Zeichen
        • Stimmausdruck
          z. B. Register, Intonation
        • Sprechweise
          z. B. Höhenverlauf, Tonhöhe, Betonung, Tonstärke, Melodie, Dynamik, Artikulation, Rhythmus, Phrasierung, Tempo und Pausen
      • linguistische Zeichen
        z. B. Wortschatz, Wortebenen, Sprechakte, Sprachhandlungen
    • nicht-sprachliche Zeichen
      z. B. Musik, Geräusche, Klangeffekte, Tonunterlegungen, Lichteffekte

Das folgende Bild fasst die oben aufgeführten Punkte noch einmal zusammen.

Elemente der Theatralik – Zusammenfassung

Solltet ihr Fragen zu einzelnen Begriffen haben, schreibt sie uns einfach in die Kommentare und wir werden euch diese schnellstmöglich beantworten.

Quelle:

vgl. Blecken, Gudrun: Wie interpretiere ich? Eine Kurzanleitung. 5. Aufl., Hollfeld: Bange, 2018.
vgl. Frank, Sigrid; Möbius, Thomas: ABC der lyrischen, epischen und dramatischen Grundbegriffe. 3. Aufl., Hollfeld: Bange, 2007.