Edition

  • lat. editio = Herausgabe
  • Ausgabe eines literarischen, wissenschaftlichen oder musikalischen Werkes
  • Herausgabe eines Textes, besonders für einen solchen, für den verschiedene Fassungen vorliegen

Eingangsreim

  • Reim der Anfangswörter aufeinanderfolgender Verse
  • Beispiel:
    Ein Laub, das grünt und falbt geschwind.
    Ein Staub, den leicht vertreibt der Wind.
    (Georg Philipp Harsdörffer, Das Leben des Menschen)

Elegie

  • griech. = Trauergesang mit Flötenbegleitung
  • Gedicht mit klagendem/ wehmütigem Charakter
  • in Distichen (griech. = Zweizeiler) verfasst
  • Beispiel: Der Gang aufs Land (Hölderlin)

Ellipse

  • Weglassen von Satzgliedern, die zum Verständnis nicht unbedingt notwendig sind
  • Beispiel:
    Woher so in Atem?
    (Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua)

Emblem

  • aus Bild und Text zusammengesetzte Kunstform
  • besteht 1. aus einem allegorischem Bild (Pictura, Ikon, Imago oder Symbolon),
    2. aus einem Lemma (Titel, Überschrift, Motto, Inscriptio) und
    3. aus einem Subscriptio (nähere Beschreibung des Bildes und Wiederaufgreifen des Titels)

Enjambement

  • Enjambement = Überschneidung von syntaktischer Einheit und Versgliederung
  • Unterscheidung zwischen Vers- und Strophenenjambements (Zeilen- und Strophensprung)

Epanalepse

  • nicht unmittelbar aufeinanderfolgende Wiederaufnahme eines Wortes oder Satzteils innerhalb eines Verses oder Satzes
  • Beispiel:
    Und atmete lang und atmete tief
    (Friedrich Schiller, Der Taucher)

Epigramm

  • griech. = Aufschrift
  • Sinngedicht/ Spottgedicht, das einen Gedanken treffend formuliert
  • meist zweizeilig und in Distichen verfasst

Epik

  • eine der drei Grundgattungen der fiktionalen Literatur
  • umfasst alle Formen des mündlichen und schriftlichen Erzählens vom Epos der antiken Literatur bis zum Comicstrip der Gegenwart
  • Unterscheidung in Großformen, Kleinformen (auch: Märchen, Rätsel, Witz)
  • Epik ist objektiver als Lyrik und subjektiver als Dramatik
  • seit Goethezeit als mittlere der drei Gattungen bezeichnet

Epipher

  • nachdrückliche Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Ende aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile, Abschnitte oder Verse
  • Beispiel:
    Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.
    (Friedrich Schiller, Maria Stuart)

Episches Theater

  • Theaterform, die die illusionsbildende Unmittelbarkeit des herkömmlichen Theaters durch Fiktionsbrechungen oder andere Verfremdungseffekte vermeidet
  • entstand um 1936, von Bertolt Brecht begründet
  • radikaler Bruch mit der Tradition der Dramatik (gegen Aristoteles und Lessing)
  • lockerer Aufbau des Dramas, meist in Form von Episoden
  • Wirkungsabsicht des Dramas ist nicht länger die Einfühlung des Zuschauers in die Protagonisten, sondern: das Miterleben, dass das Dargestellte auch anders möglich ist, das er Handlungsmöglichkeiten hat und etwas verändern kann
  • deswegen muss das auf der Bühne dargestellte verfremdet werden (siehe Verfremdungseffekt), es darf nicht als perfekte Illusion präsentiert werden
  • man spricht vom epischen Theater, wenn außerhalb der Handlung ein Erzähler zu Wort kommt
  • episches Ich = Überschauer der Ereignisse (nicht nur auf Bühne), drängt sich zwischen Bühne und Zuschauer; ist Mittler zwischen Bühne und Zuschauerraum; es betrachtet und kommentiert die Bühnenhandlung und bezieht so den Zuschauer mit ein
  • Ziel: Zuschauer wird zur Veränderung von erkannten Missständen aufgerufen
  • Beispiel: Brecht (Der gute Mensch von Sezuan, Die Dreigroschenoper)

Epizeuxis

  • drei- oder mehrfache aufeinanderfolgende Wiederholung eines Satzteils, Wortes oder Wortgruppe

Epos

Merkmale

  • griech. Wort, Erzählung, Lied, Gedicht
  • erzählende Prosa in gleichartig gebauten Versen oder Strophen
  • geschlossene Form der Großerzählung
  • charakterisierend: gehobene Sprache, typisierende Gestaltungsmittel, eine Zentralfigur oder ein Leitgedanke, Objektivität, Anspruch auf Allgemeingültigkeit
  • Wertpersonentypen
  • Stoff der Mythologie
  • ursprünglich mündliche Überlieferung
  • Heldenepos, Lehrdichtung, Tierepos, Volksepos (später Nationalepos), komischer oder Scherzepos, Bibelepos

Geschichte

  • entstanden in den Kriegergesellschaften der indoeuropäischen Völker
  • früheste narrative Großform
  • ältestes Zeugnis: Gilgamesch-Epos (ca. 2750 v. Chr.)
  • antiker und mittelalterlicher Epos: Selbstdarstellung vorbürgerlicher Gesellschaften mit ihren Normen und Werten
  • europäische Kultur nachhaltig geprägt: Ilias und Odyssee von Homer (750 v. Chr.)

Beispiele

  • Äneis (Vergil, 29-19 v. Chr.)
  • Nibelungenlied (um 1200)
  • La Divina Comedia (Dante, 1307-1321)
  • Messias (Klopstock, 1748-1773)
  • Der Rattenfänger von Hameln (Wolff, 1876)
  • Till Eulenspiegel (Hauptmann, 1928)
  • Lehrgedichte von der Natur des Menschen (Brecht, 1941)

Erlebte Rede

  • gekennzeichnet durch 3. Person, Beibehaltung des Erzähltempus, deiktische Begriffe, gefühlsbetonte Ausrufe oder rhetorische Fragen
  • Erzähler bleibt dominant, bestimmt grammatische Randbedingungen
  • als sehr „natürlich“ empfundene Gedankenwiedergabe, erfasst auch flüchtige Gedanken
  • Erzähler kann hinter Figur zurücktreten, um ihr Platz für Gedanken zu lassen („consonance“ nach Cohn); Erzähler kann sich einschalten, z.B. durch Inquit-Formel oder ironische Färbung, so dass eine Spannung zwischen Erzähler und Figur entsteht („dissonance“ nach Cohn)
  • fand bereits im 17. und 18. Jh. Verwendung, erlebte Höhepunkt im Naturalismus
  • wichtigste Form im psychologischen Roman

Erörterung

  • fiktive Einschaltung von Reflexionen
  • Formulierung allgemeiner Sachverhalte und Fragestellungen
  • Kommentare, Leseranrede, Vor-/Rückgriffe
  • besonders in Romanen des 20. Jh.s beliebt (Th. Mann, R. Musil)

Erzählinstanz

  • Wer? Wie? des Erzählens
  • Aufbau von Erzähltexten, Erzählmuster und erzähltechnische Konstruktionen
  • Ausgangspunkt:
    • Erzähler (nicht mit Autor identisch)
    • fiktionaler Adressat
    • Erzählstandpunkt (Blickwinkel des Erzählers, Innen-/ Außensicht)
    • zeitliches Verhältnis (vorzeitig, nachzeitig, gleichzeitig)
    • Erzählerprofil (Sprachgebung)
    • Einstellung zur Welt, Intention

Erzählperspektive

  • ist die Summe der äußeren und inneren Einstellungen
  • resultiert aus dem Standort (Blickwinkel, Blickdistanz, Außen-/ Innensicht) von dem aus Handlungen und Geschehen beobachtet werden und der Haltung (Einstellung) des Erzählers
  • die Handlung des Erzählers kann von Zustimmung, Objektivität, Skepsis bis hin zur Distanziertheit reichen
  • Wahrnehmung der fiktiven Wirklichkeit wird bestimmt vom Blickwinkel (point of view) des Erzählers
  • Blickwinkel und Blickdistanz sind abhängig von Erzählsituation
  • Außen- und Innensicht:
    • Außensicht steht jedem Erzähler zur Verfügung
    • uneingeschränkte Innensicht für alle Figuren hingegen nur dem Er-Erzähler (auktorial)
    • Ich-Erzähler kann nur vom Innenleben anderer Personen berichten, wenn er darlegt, woher er seine Kenntnisse hat

Erzählsituation

Die auktoriale Erzählsituation

  • lat. auctor = Urheber, Berichterstatter
  • Erzähler überschaut alles => allwissender Erzähler
  • er kann sich einmischen, kommentieren und bewerten
  • er ist eigenständige Gestalt (hat nicht unbedingt identische Meinung mit dem Autor)
  • er steht an der Schwelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit des Romans
  • er verwendet berichtende Erzählweise (zeitliche und räumliche Ferne vom Geschehen) => epische Distanz
  • traditionelles Erzählen bis Ende des 19. Jahrhunderts

Die personale Erzählsituation

  • Leser betrachtet Geschehen aus dem Blickwinkel einer Romanfigur (= Reflektorfigur)
  • Romanfigur wird zur „persona“ (zur Rollenmaske, die der Leser anlegt)
  • Erzähler tritt völlig hinter das vermittelte Geschehen zurück => es existiert kein Vermittler zwischen Leser und fiktiver Wirklichkeit => Eindruck der Unmittelbarkeit
  • seine Perspektive und sein Horizont sind auf Erfahrungsbereich der Perspektivenfigur beschränkt
  • auch möglich: Erzähler schlüpft abwechselnd in verschiedene Personen der Geschichte
  • multiperspektivisches Erzählen des 20. Jahrhunderts

Besondere Darstellungsformen

  1. Bewusstseinsstrom (stream of consciousness)
    Versprachlichung dessen, was der Person im jeweiligen Erzählmoment durch den Kopf geht
    Aufhebung von Satzstrukturen, Aneinanderreihung von Gedankenfetzen
    z.B. in Berlin Alexanderplatz (Döblin) und Ulysses (Joyce)
  2. Innerer Monolog
    Darstellung von unausgesprochenem Bewusstseinsinhalten/ Gefühlen in der 1. Person Präsens
  3. Erlebte Rede
    Zwischenform von direkter und indirekter Rede in 3. Person Präteritum
    Gedanken werden aus der Perspektive einer Figur weitergegeben, nicht mehr aus der Sicht des auktorialen Erzählers
    personales Erzählen im 20. Jh. (in verschiedenen Perspektiven, die montiert werden)

Die neutrale Erzählsituation

  • scheinbar ohne Erzähler
  • vom Standpunkt eines unsichtbar bleibenden Beobachters => Anschein von Objektivität und Sachlichkeit
  • Vorgänge werden aus Distanz vermittelt (Beschreibung von äußeren Eindrücken)
  • szenisches Erzählen

Die Ich-Erzählsituation

  • berichtende Erzählweise
  • Erzähler steht als Figur unter Figuren der Handlung
  • Anschauung und Blickwinkel von nur einer Person (=> Unmittelbarkeit/ Authentizität)
  • kann sowohl auktorial als auch personal sein
  • zwei häufige Formen:
    • erzählendes Ich in zeitlicher Distanz zu erlebenden Ich
      Erinnerung an frühere Ereignisse und Handlungen
      Ich-Erzähler kann zu seinem vergangenem Verhalten Stellung nehmen und es kommentieren
      auktorial
    • erzählendes Ich = erlebendes Ich
      Darstellung wirkt durch ihre Unmittelbarkeit
      personal
  • Ich-Erzähler lehnen sich auch oft an bestimmte nichtfiktionale Gebrauchsformen der Literatur an (Autobiographie, Memoiren, Tagebuch, Brief)
  • andere Möglichkeiten:
    • Wechselspiel von erzählendem und erlebenden Ich
    • Zweischichtung (biographische Erlebnisse mit geschichtlichen/ politischen Erlebnissen verknüpft)
    • Verschiebung des Erzählwinkels (Ich als Augenzeuge, z.B. in Detektivromanen)
    • Zentralisierung des Ich-Erzählers (Brief- oder Tagebuch-Roman, z.B. Goethes Werther)

Erzählte Zeit

  • innere Zeiterstreckung des Erzählgeschehens; Zeitdauer, die das erzählte Geschehen in Wirklichkeit ausfüllen würde

Erzähltempo

  • ergibt sich aus der Relation von Erzählzeit und erzählter Zeit
  • 3 Möglichkeiten:
    • Zeitdeckung
      • Erzählzeit und erzählte Zeit sind gleich lang
      • z.B. Wiedergabe direkter Rede, besonders im Naturalismus; ähnelt der Zeitstruktur im Drama
    • Zeitdehnung
      • Erzählzeit ist länger als erzählte Zeit
      • v.a. bei Wiedergabe von Gedanken, Träumern oder komplizierten Bewusstseinsvorgängen
      • z.B. in moderner Romanprosa, ähnelt der Zeitlupentechnik im Film
    • Zeitraffung
      • Erzählzeit ist kürzer als erzählte Zeit
      • nach Intensität und Art variable perspektivische Verkürzung der Geschehensdauer; das negativ kennzeichnende Prinzip allen Erzählens

Erzählung

Merkmale

  • im weiteren Sinn: Sammelbezeichnung für epische Gattungen, mündliche oder schriftliche Darstellung von realen oder fiktiven Ereignisfolgen, Prosa oder Verserzählung
  • im engeren Sinn: als Gattung schwer definierbar und gering ausgeprägt, Überschneidung mit epischen Gattungen
    • Erzählung ist kürzer, weniger werthaltig, weniger figurenreich, weniger komplex in der Handlung und Ideengehalt als Roman
    • geschilderten Handlungsabläufe sind ausführlicher als in Skizze und Anekdote
    • keine strenge Komposition, freier in der Anlage und Umsetzung des Erzählten
    • weniger auf ein Ereignis zentriert als Novelle
    • weniger konsequent auf den Schluss hin komponiert als Kurzgeschichte
    • Verzicht auf fantastische oder wirklichkeitsferne Bezüge => realer Hintergrund

Geschichte

  • Prosaerzählung v.a. in Literatur des 19. und 20. Jh.s zu finden
  • mit dieser Art direkter oder vermittelter Weitergabe von Erfahrenem steckt im Erzählen eine uralte Grunderfahrung des Menschen
  • Vorgeprägte, einer Erzählung zugrunde liegende Geschichte: die Fabel, die Historie, der plot, das Sujet, die story, der Diskurs, die Narration

Beispiel

  • Stifter: Der Hochwald

Erzählzeit

  • Spanne, die von der sprachlichen Realisierung von der Lektüre gefüllt wird

Essay

Merkmale

  • schriftliche Abhandlung einer nicht-fiktionalen Person über deren subjektive Erfahrungen zu einem spezifischen Sachverhalt
  • behandelt meist vertraute Gegenstände, bei denen er bislang Unbekanntes entdecken oder bestehende Meinungen korrigieren will

Geschichte

  • die ersten Essays entstanden 1580 von Montaigne: Essais
  • in Deutschland werden bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Essays als ‚Gedanken‘, ‚Meinungen‘ oder ‚Versuche‘ verstanden

Beispiel

  • Essais (Montaigne, 1580)

Fabel

Merkmale

  • lat. fabula = Rede, Erzählung
  • seit dem 13. Jh. zunächst in abschätzender Bedeutung (lügenhafte Geschichte) verwendet
  • heutige Bedeutung seit dem Humanismus geläufig
  • Zweig der Tierdichtung (heiter)
  • knappe, lehrhafte Erzählung in Vers oder Prosa
  • Handelnde: meist Tiere, diese sind charakterlich eindeutig definiert
  • beschriebene Situation: eine Kongruenz mit menschlichen Verhaltensweisen wird deutlich
  • dargestellter Einzelfall: sinnhaft anschauliches Beispiel für eine Moral
  • Moral wird meist angefügt, kann aber auch vorangestellt, in die Handlung integriert sein oder ganz fehlen
  • Beweiskraft und Reiz => Zusammenspiel von Erzählung und Lehre
  • antithetischer Aufbau
  • wirkt ironisch, verfremdet
  • irreale, paradoxe Handlung verhüllt eine allgemeine Wahrheit

Geschichte

  • am Anfang der europäischen Fabeldichtung steht Äsop (um 550 v.u.Z.)
  • darauf berufen sich alle späteren Sammlungen
  • später lateinische Sammlungen (Phrädus um 100, Avianus um 400) => in Prosa
  • diese Sammlungen wurden bis ins 16. Jh. als Schullektüre genutzt, wegen ihrer lehrhaften Tendenz
  • 17. Jahrhundert: Beliebtheit in Deutschland eher gering bis zur Zeit der Aufklärung => letzte Blüte in Deutschland
  • 18. Jahrhundert: statt moralisch-ethischer Belehrung bürgerliche Lebensklugheit => Lessing
  • La Fontaine: Kunstfabel

Beispiele bekannter Fabeldichter

Figura Etymologica

  • Sonderfall des Polyptotons; Verbindung eines Nomens mit einem stammverwandten Verb
  • Beispiel:
    Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir. (Goethe, Der Erlkönig)

Figurencharakteristik

  • Charakterisierung einer Figur durch Eigen- und Fremdkommentar, d.h. was und wie sie über sich selbst aussagt, und was andere Figuren über sie aussagen

Figurenkonzeption

  • Festlegung der Entwicklungsmöglichkeiten einer Figur
  • Unterscheidung zwischen statischen und dynamischen Figuren sowie eindimensionalen und mehrdimensionalen Figuren

Figurenrede

  • Figurenrede = Dialog und Monolog der Figuren
  • Reden ist eine Art des Handelns
  • Was und Wie Personen reden, durch verschiedene Faktoren bestimmt:
    • Ziele der Redenden
    • umgebende Situation
    • Umstände der Verständigung (Kommunikation)
    • persönliches Verhältnis der Gesprächspartner
    • individueller Denk- und Äußerungsstil
    • seelische Verfassung
  • Redeziele: haben größten Einfluss auf Inhalt
  • verschiedene Interessen und Perspektiven der Personen treffen auf ein/mehrere gemeinsames Thema
  • Figurenrede situationsgebunden, meist situationsintern
  • polyfunktional
  • Zuschauer hören durch Figurenrede auch Autor heraus
  • außersprachliches Handeln und Wahrnehmen wird stärker durch Worte verdeutlicht

Fiktionalität

  • lat. fingere = bilden, erdichten
  • Fiktion = dichterische Erfindung
  • kein reales Geschehen im Wirklichkeitssinn (imaginäre Parallelwelt mit Elementen der Realität)
  • interne Mittel der Fiktionalisierung: Verben der inneren Vorgänge, erlebte Rede, episches Präteritum

Freie Rhythmen

  • reimlose Verszeilen beliebiger Länge, Metrum nicht gleichmäßig gegliedert
  • Beispiel: Die Frühlingsfeier (Klopstock)

Freie Verse

  • gereimte Verszeilen beliebiger Länge, Regelmäßigkeit in metrischer Gliederung

Gattung

  • Gliederungseinheit der Literatur
  • seit Goethe Unterscheidung zwischen Lyrik, Epik und Dramatik , den drei „Naturformen der Poesie“

Gebrochener Reim

  • verstärkte Form des Enjambements
  • benutzt eine im Wortinnern stehende Silbe zur Reimbildung
  • z.B. Hans Sachs ist ein Schuh-/ macher und Poet dazu

Gemination

  • unmittelbare Wiederholung eines Satzteils, Wortes oder Wortgruppe
  • Beispiel:
    Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
    (Johann Wolfgang von Goethe, Der Erlkönig)

Geschlossenes Drama

  • Einheit von Ort, Zeit und Handlung
    • eindeutige Haupthandlung, Einsträngigkeit, geringe Bedeutung von Nebenhandlungen
    • Beschränkung auf eine knappe Zeitspanne (ein Sonnenumlauf, also 24 Stunden) – macht extreme Ortswechsel überflüssig
  • zielstrebig ausgerichtete Bewegung von Handlung und Geschehen
  • Linearität, kausale Verknüpfung, Folgerichtigkeit => Szenen nicht austauschbar
  • klarer Anfang und eindeutige Lösung
  • Unselbständigkeit der Teile
  • Beschränkung auf wenige Figuren
  • einheitliche Sprache; hoher Stil, Vers, Pathos; Abwechslung von Hypotaxe und Dichotomie
  • ausgewogene Komposition (im Hinblick auf Figurengruppierungen; Konzentration auf Protagonist und Antagonist; pyramidaler Aufbau)

Grammatischer Reim

  • verschiedene Wörter des selben Wortstamms oder Flexionsformen des selben Wortes reimen miteinander
  • Beispiele: ich leit‘ / Geleit; geht / gegangen

Haufenreim

  • es folgen mehr als zwei Reimverse aufeinander
  • Schema: aaa…bbb…ccc…

Haupttext

  • alles Gesprochene im Dramentext

Hebung

  • Betonung einer Silbe
  • Symbolik:
  • es gibt zwei-, drei-, vier-, fünf-, sechs- und mehrhebige Verse
  • Beispiel für einen dreihebigen Vers:
    Komm, lieber Mai, und mache
    x x´ x x´ x x´ x
    Die Bäume wieder grün
    x x´ x x´ x x´
    (Christian Adolph Overbeck, Fritzchens Lieder)

Hexameter

  • auftaktloser Sechsheber
  • ausschließlich aus Daktylen bestehend
  • Vielzahl von Doppelsenkungen
  • Sechshebiger Langvers
  • endet mit weiblicher Kadenz
  • Zäsur kann vorhanden sein
  • Beispiel:
    Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
    x´ x x x´ x x x´ x x x´ x | x x´ x x x´ x
    (Goethe, Reineke Fuchs)

Hildebrandston

  • ähnlich der Nibelungenstrophe
  • 4 Langzeilen mit Paarreim
  • An- und Abvers einer Langzeile besteht aus 3 Hebungen
  • Beispiel:
    Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und hehr,
    Weit glänzt‘ es über die Lande bis an das blaue Meer,
    Und rings von duft’gen Gärten ein blütenreicher Kranz,
    D’rin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz.
    (Ludwig Uhland, Des Sängers Fluch)

Hymne

  • griech. = Festgesang
  • feierlicher Lob- und Preisgesang
  • oft freie Rhythmen
  • Beispiel: Prometheus (Goethe)

Hyperbel

  • außerordentliche, im wörtlichen Sinne unglaubwürdige Übertreibung
  • Beispiel: eine Ewigkeit warten, blitzschnell

Hypotaxe

  • Unterordnung von Nebensätzen unter einen Hauptsatz

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