Nebentext

  • im Dramentext graphisch meist durch verschiedene Weise hervorgehoben (Fettdruck, Kursivdruck)
  • Titel, ggf. Motto, Widmung und Vorwort, Personenverzeichnis, Kennzeichnung / Nummerierung der Handlungsteile, Bühnenanweisung zur Schauplatzgestaltung (Szenarium), oft auch Aussehen der jeweils auftretenden Figuren jeweils zu Beginn einer Äußerung, Anweisung über gestisches Verhalten

Neue Nibelungenstrophe

  • 4 Langzeilen, je 2 Langzeilen durch Reim verbunden
  • Anvers: 4 Hebungen
  • Abvers: 3 Hebungen
  • letzter Abvers 4 Hebungen
  • Schema: aabb
  • unreiner Reim, männliche Kadenz
  • sechshebig jambisch, nach 3. Hebung Doppelsenkung, dann ist Zäsur

Novelle

Merkmale:

  • lat. novellus/ novus (=neu) => kleine Neuigkeit
  • Prosa- oder Verserzählung
  • zentraler Konflikt
  • straffe, einsträngige Handlung, mittlerer Umfang, formale Geschlossenheit
  • Zuspitzung auf einen Wendepunkt
  • Strukturierung durch ein sprachliches Leitmotiv (Falkentheorie)
  • zu Zyklen verbunden oder einzelne Novelle in Rahmenerzählung eingebettet
  • Thema: Schicksal eines Menschen

Geschichte:

  • seit der Antike bekannt
  • klassische Form entstand in der italienischen Renaissance (Decamerone, Boccaccio)
  • 1613 „novelas ejemplares“ von Cervantes = Höhepunkt in Spanien => Verzicht auf Rahmenhandlung
  • in Romantik: Integration märchenhafter, dämonischer und fantastischer Elemente
  • 19. Jh.: Goethe schuf Novellen sittlich beispielhafter Art
  • 20. Jh.: Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten, Annäherung an andere Formen des Erzählens

Beispiele:

Ode

  • griech. = Lied, Gesang
  • feierliches Gedicht ähnlich der Hymne, aber gedämpfter
  • meist reimlos, mit festgelegter Strophenform
  • antike Odenmaße: alkäische, sapphische und asklepiadeische Ode
  • geprägt von Erhabenheit/ Würde
  • bedeutende deutsche Odendichter: Klopstock, Hölderlin
  • Beispiel: Der Zürchersee (Klopstock)

Odenstrophe

  • reimlos
  • Verse nicht alternierend, sondern setzen Hebungen und Senkungen nach strikten Regeln ein
  • in Deutschland 3 Odenformen rezitiert: alkäische, asklepiadeische und sapphische Odenstrophe

Alkäische Odenstrophe

  • beiden ersten Verse stimmen metrisch überein und bestehen aus Elfsilbern
  • vor 3. Hebung folgt Zäsur Schema:
    x x‘ x x‘ x | x‘ x x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x | x‘ x x x‘ x x‘
    x x‘ x x‘ x x‘ x x‘ x
    x‘ x x x‘ x x x‘ x x‘ x
  • Beispiel:
    Du stiller Aether! Immer bewahrst du schön
    Die Selle mir im Schmerz, und es adelt sich
    Zur Tapferkeit vor deinen Strahlen,
    Helios! Oft die empörte Brust mir.

    (Friedrich Hölderlin, Die Götter)

Asklepiadeische Odenstrophe

  • reimlos
  • auftaktlos
  • die beiden ersten Verse stimmen metrisch überein, bestehen aus 12-Silbern
  • in ersten beiden Versen in Mitte Hebungsprall
  • 3. und 4. Vers kürzer, fast gleich
  • vierte Vers besitzt am Ende noch eine zusätzliche Hebung
  • Schema:
    x‘ x x‘ x x x‘ x‘ x x x‘ x x‘
    x‘ x x‘ x x x‘ x‘ x x x‘ x x‘
    x‘ x x‘ x x x‘ x
    x‘ x x‘ x x x‘ x x‘
  • Beispiel:
    Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht
    Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,
    Das den großen Gedanken
    Deiner Schöpfung noch einmal denkt.

    (Friedrich Gottlieb Klopstock, Der Zürchersee)

 Sapphische Odenstrophe

  • die ersten drei Verse stimmen metrisch überein und bilden Elfsilber
  • beginnen auftaktlos mit einem Trochäus
  • Doppelsenkung nach 3. Hebung
  • sapphische Odenstrophe schließt mit kürzerem Vers ab
  • Schema:
    x‘ x x‘ x x‘ x x x‘ x x‘ x
    x‘ x x‘ x x‘ x x x‘ x x‘ x
    x‘ x x‘ x x‘ x x x‘ x x‘ x
    x‘ x x x‘ x
  • Beispiel:
    Stets am Stoff klebt unsere Seele, Handlung
    Ist der Welt allmächtiger Puls, und deshalb
    Flötet oftmals tauberem Ohr der hohe
    Lyrische Dichter.

    (August von Platen, Los des Lyrikers)

Offenes Drama

  • Vielfalt in Bezug auf Ort, Zeit, Handlung
    • mehrere gleichberechtigte Handlungsstränge
    • weite Zeiträume
    • Vielzahl von Räumen
  • Aufbrechen linearer Handlungsabläufe
    • Leitmotive
    • zentrales ich
  • Kompositionsfigur: vom Einzelteil, von der einzelnen Szene zum Ganzen
  • kein klarer Anfang und Schluss
    • unvermitteltes Einsetzen und Abbrechen der Handlung
    • keine Exposition
    • Fortsetzung der Handlung möglich
  • viele Figuren
  • unterschiedliche Sprachebenen:
    • Alltagssprache
    • Spontaneität
    • Parataxe, Reihung, Satzbrüche, Ellipsen
  • offene Komposition:
    • Hauptfigur steht kein gleichwertiger Gegner gegenüber
    • wirkt unausgewogen
  • Mischtypen möglich

Oxymoron

  • Verbindung zweier sich logisch ausschließender Begriffe, die bewusst miteinander verbunden sind
  • Beispiele:
    Schwarze Milch (Paul Celan, Die Todesfuge);
    alter Knabe – Gegensatz im Beiwort;
    traurigfroh – addierende Zusammensetzung

Paarreim

  • zwei aufeinanderfolgende Verse werden miteinander verknüpft
  • Schema: aabbcc…

Parabel

Merkmale:

  • griech. = das Nebeneinanderwerfen, Gleichnis, Vergleich
  • allgemeiner, zur Erzählung erweiteter Vergleich, von einem Vergleichnispunkt aus durch Analogie auf den gemeinten Sachverhalt zu übertragen
  • oft gleichbedeutend mit Gleichnis verwendet
  • wendet sich an „Aufzuklärende“, um sie im Besonderen das Allgemeine, im scheinbar Fremden das Eigene erkennen zu lassen
  • Werben für sittliche Ordnung/ Weltanschauung
  • argumentierendes Mittel: parabolische Rede
  • Parabel als Grundform des Epischen Theaters
  • kann auch auf allgemeine Wahrheit abzielen, hier sind Grenzen zur Fabel fließend

Geschichte:

  • antike Rhetorik: Parabeln (und Fabeln) => erdichtete Paradigmen (Exempel)
  • in der abendländischen Literatur Ursprung der Parabel in den neutestamentlichen Gleichnissen Jesu
  • moderne Literatur: Darstellung einer verrätselten Welt

Beispiel:

  • Kafka: Auf der Galerie

Paradoxon

  • scheinbar unsinnige, widersprüchliche Behauptung, weist jedoch auf höhere Wahrheit hin
  • Beispiel:
    Wer sein Leben findet, der wird es verlieren.
    (Die Bibel, Matthäus 10,39)

Parallelismus

  • Wiederkehr der selben Wortreihenfolge in syntaktischem Aufbau
  • Beispiel:
    Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll
    (Johann Wolfgang von Goethe, Der Fischer)

Parataxe

  • Nebenordnung, Reihung von Hauptsätzen

Paronomasie

  • Wortspiel mit Wortbedeutung durch Zusammenstellen von Wörtern:
    • desselben Stammes mit bestimmter Bedeutungsverschiebung
      Beispiel:
      Wer sich auf den verlässt, der ist verlassen.
    • von Wörtern mit verschiedener Herkunft und Bedeutung, aber gleicher oder ähnlicher Lautung
      Beispiel:
      kümmert sich mehr um Krug als um Krieg.
      (Friedrich Schiller, Wallensteins Lager)

Pausenreim

  • Reimwort steht nach reimloser Zeile am Anfang der nächsten Zeile
  • reimtragende Zeile erscheint deshalb reimlos und erweckt den Eindruck der Pause
  • Beispiel:
    Sieh jene Kraniche in großem Bogen!
    Die Wolken, welche ihnen beigegeben
    Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen

    (Bertolt Brecht, Die Liebenden)

Pentameter

  • entgegen seines Namens auch ein sechshebiger Vers
  • wie Hexameter vorwiegend daktylisches Metrum
  • nach dritten und sechsten Hebung fallen Senkungen weg
  • Hebungsprall – Charakteristika des Pentameters
  • männliche Kadenz
  • Zäsur vorgeschrieben
  • unvollständiger Sechsheber
  • Beispiel:
    Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule,
    Im Pentameter drauf | fällt sie melodisch herab.

    (Friedrich Schiller, Das Distichon)

Periphrase

  • Umschreibung einer Person, einer Sache oder eines Begriffs durch kennzeichnende Tätigkeiten, Eigenschaften oder Wirkungen
  • Beispiel:
    jenes höhere Wesen, das wir verehren
    (Heinrich Böll, Doktor Murkes gesammeltes Schweigen)
    => für Gott

Personifikation

  • abstrakte Begriffe, Naturerscheinungen, Tiere/leblose Dinge werden als handelnde, redende menschliche Gestalten dargestellt
  • Beispiel: die Sonne lacht

Pleonasmus

  • übertriebene und daher unnütze Anhäufung oder Verbindung von Wörtern gleicher oder ähnlicher Bedeutung
  • Beispiele: weißer Schimmel, schwarzer Rappen, alter Greis

Plot

  • kausale Verknüpfung der Handlung und Charaktere
  • Geschehensabfolge nach einer bestimmten Ordnung

Polyptoton

  • Wiederholung desselben Wortes in verschiedenen Flexionsformen
  • Beispiel:
    Ob sich das Herz zum Herzen findet.
    (Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke)

Polysyndeton

  • Reihung mehrerer gleichgeordneter Wörter, Wortgruppen, Sätze durch dieselbe Konjunktion; mindestens drei
  • Beispiel:
    und es wallet und siedet und brauset und zischt.
    (Schiller, Der Taucher)

Prolepse

  • Voranstellung eines Substantivs, das pronomisch wieder aufgegriffen wird
  • Beispiel:
    jenes höhere Wesen, das wir verehren
    (Heinrich Böll, Doktor Murkles gesammeltes Schweigen)

Raffung

1. Aussparung/Überspringen/Zeitsprung

  • Extremfall der Raffung
  • verknüpfende und abgrenzende Doppelfunktion
  • explizit (Zeitspanne wird direkt im Text erwähnt) oder implizit (Zeitspanne ist indirekt aus dem Text erschließbar) erwähnt
  • bestimmt (zeitliche Dauer ist genau bestimmt: „nach 24 Stunden…“) oder unbestimmt („einige Zeit später“)
  • häufig gebrauchtes Kunstmittel; offensichtliches Verschweigen kann generelle Funktion haben, die Phantasie des Lesers anzuregen

2. Sukzessive Raffung

  • eine in Richtung der erzählten Zeit fortschreitende Aufreihung von Begebenheiten
  • verschiedene Intensitätsstufen: Schritt- und Sprungraffung
  • Grundformel: „Dann … und dann …“
  • Ordnungsmacht der sukzessiven Raffung ist die Zeit selbst

Iterativ-durative Raffung

  • Zusammenfassung eines mehr oder weniger großen Zeitraums durch Angabe einzelner regelmäßig sich wiederholenden Begebenheiten (iterativ) oder allgemein, den ganzen Zeitraum überdauernde Gegebenheiten (durativ)
  • gleiche Grundtendenz: ruhende Zuständlichkeit (iterativ: „Immer wieder in dieser Zeit“, durativ: „Die ganze Zeit hindurch“), deshalb nicht selten zusammengefasst
  • iterativ bestimmt oft Kindheitsepisoden und Biographien
  • Ordnungsmacht der iterativ-durativen Raffung ist die Zeit nur im Rahmen, stattdessen treten Raum und Thematik in den Vordergrund

Reicher Reim

  • mehrsilbige Reime
  • Reime auf zwei vollvokalische Reimsilben
  • Beispiel: Wahrheit / Klarheit

Reim

  • Gleichklang zweier oder mehrerer Verse vom jeweils letzten betonten Vokal des Verses an
  • weibliche Reime (Beispiel: Flügel / Hügel) stimmen in Vokal der letzten betonten Silbe und in der folgenden Endsilbe überein
  • männliche Reime (Beispiel: gedacht / die Nacht) stimmen nur im Vokal und in der folgenden Konsonanz der letzten betonten Silbe überein

Reiner Reim

  • alle Laute vom letzten Vokal an stimmen überein
  • Beispiel: Welt / hält

Rezitation

  • kunstvoller Vortrag von Dichtungen

Rhetorische Figuren

  • Stilfiguren zur Verdeutlichung oder Ausschmückung einer sprachlichen Aussage durch syntaktische Besonderheiten, ohne größere Änderung des gemeinten eigentlichen Wortlautes

Rhythmus

  • Rhythmus = Sprachfluss in Versen und Prosa

Roman

Merkmale:

  • Großform der fiktionalen Erzählkunst in Prosa
  • seit dem 12. Jh. Bezeichnung für in der Volkssprache „lingua romana“ verfasste Werke (Gegensatz: „lingua latina“)
  • Erzählung (nicht Lyrik und Drama)
  • Großform (nicht Novelle und Erzählung)
  • Fiktional (nicht Biographie, Geschichtsschreibung,…)
  • Prosatext (nicht Epos)
  • Aufteilung nach: Stoffen und dargestelltem Personal, Themen und behandelten Problemen, Erzählverfahren, erzählerischer Grundhaltung und Zielsetzung, Adressat und Verbreitungsweise

Geschichte:

  • legitimer Erbe des Epos
  • allmählich im 13. bis 16. Jh. aus Prosaauflösung der höfischen Epen entstanden => Erzählungen von Rittertugenden und -liebe, weiterhin gebildetes Publikum
  • Karriere beginnt mit Buchdruck im 15. Jh.
  • seit Mitte des 18. Jh.s vorherrschende und weit verbreiteste Literaturgattung

Beispiele:

Rückwendung

  • auch Analepse genannt
  • lässt sich definieren als Unterbrechung der fiktiv-gegenwärtigen Handlungsfolge und Einschub von Ereignissen, die schon früher stattgefunden haben und jetzt nachgetragen werden müssen.
  • Sonderfall: Vorzeithandlung
  • Vorzeithandlung ist eine abgeschlossene Erzählung innerhalb der Erzählung, die vor der Haupthandlung, aber auf der gleichen Zeitachse mit ihr liegt; sie kann z.B. ein rätselhaftes Geschehen der Haupthandlung nachträglich aufklären (z.B. in Kriminalromanen)

Rührender Reim

  • besonders auffällige Übereinstimmung der Reime
  • Reimwörter weiblich schließender Verse enden meist mit schwachtoniger Silbe, weibliche Reime mit einem Vollvokal in der letzten Silbe fallen deshalb schon auf
  • Beispiel: Múnd weit / Gesundheit
  • licht war / sichtbar
  • als rührende Reime gelten auch solche mit gleicher Konsonanz schon vor dem Tonvokal
  • Beispiel: schwirrt es / wird es
  • Gleichklänge in der vorausgehenden Senkung
  • Beispiel: ich male / finale

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